Quantcast
Channel: Daniel Wüllner – Comicgate
Viewing all 111 articles
Browse latest View live

Topcomics 2016 – Unsere Favoriten des letzten Jahres

$
0
0

Wenn das alte Jahr vorbei ist, schauen wir traditionell zurück auf die besten Comics, die wir im vergangenen Jahr gelesen haben. Ein Teil der Comicgate-Autoren hat wieder ganz persönliche Listen mit Lieblingscomics des letzten Jahres zusammengestellt. Hier sind unsere Topcomics 2015 – mal mit, mal ohne Ranking.

Unsere Topcomics der Vorjahre: 200920102011, 201220132014 und 2015.

DIE TOP 5 VON DANIEL WÜLLNER

The Vision Vol.1: Little worse than a Man (US)
von Tom King und Gabriel Hernandez Walta
Marvel Comics (deutsch bei Panini)

Ich weiß noch ganz genau, warum ich als Jugendlicher angefangen habe, Superhelden-Comics zu lesen. Die Geschichten haben mich einfach fasziniert: Menschen mit unglaublichen Kräften retten die Welt – in jedem Heft aufs Neue. Leider sind die meisten Geschichten über X- und andere Supermänner schlecht gealtert. Heute ist es mir egal, ob Galactus die Erde frisst. Nur auf Kurzgeschichten und Neustarts lasse ich mich manchmal noch ein. In The Vision fordern mich Autor King und Zeichner Walta heraus: Versetze dich in seine Lage. In die des Avengers-Androiden The Vision. Neben dem ganzen Superheldenkram möchte er seine eigene Familie, sein ganz normales Leben. Ein nur allzu menschlicher Wunsch. Um ihn sich zu erfüllen, hat er eine Frau- und zwei Kinder-Roboter auf Vorstadt programmiert. Leider kommt die Vorstadt nicht so recht klar mit der kühl berechnenden Analytik der Roboterhirne. Während The Vision zur Superheldenarbeit geht, wehren sich seine Kinder in der Schule mithilfe ihrer übermenschlichen Kräfte gegen Hänseleien und bringen ihre Mitschüler beinah um. Auch die Androidenhausfrau hat es nicht leicht, wenn der Erzfeind des Mannes plötzlich an der Haustür klingelt. King und Walta haben eine Geschichte im Stil der Marvel-What-if-Geschichten verfasst. Die Frage lautet: Was würdest du tun, um deine Familie zu beschützen? Natürlich alles, was in meiner Macht steht. Warum sollte ein Android dann weniger unternehmen? Bereits im November 2015 startete die neue Reihe, aber da das Tradepaperback erst 2016 erschienen ist, geht diese Nominierung wohl in Ordnung. Ich werde auch den zweiten, abschließenden Sammelband lesen. Nicht weil ich wieder Superhelden mag, sondern weil mich diese Geschichte als Leser zum Nachdenken bringt.

 

Saga Vol. 6 (US)
von Brian K. Vaughan und Fiona Staples
Image Comics, deutsch bei Cross Cult

Ein bisschen Space Opera, ein bisschen LSD-Trip und ganz viel Romeo und Julia. All das ist Saga. Aber nichts davon interessiert mich besonders. Es sind allein Hazels Rückblicke, die mich bewegen. Die mich bewegen, Saga zu lesen. Im sechsten Band ist die Tochter von Alana und Marko eben erst eine Grundschülerin. Doch die Kommentare ihres älteren Ichs werden dem Leser bildlich dargeboten: indem sie einfach dreist über das Bild gekritzelt wurden. Diese persönlichen Erinnerungen erzeugen eine Spannung. Sie kommentieren, ziehen das Gezeigte ins Lächerliche oder verleihen dem Bild eine zusätzliche emotionale Ebene: Hazel kommentiert das Wiedersehen mit ihrem Vater mit einer von seiner Geschichten: Als er das erste Mal in einen Schulbus steigt, dachte er, dass er seine Eltern nie wiedersehen würden. Doch er war gerne Schüler, denn die Schule hatte ihm beigebracht, wie sehr er sein Zuhause liebte. Diese Zeilen laufen parallel zu ihrem Treffen, nachdem Hazel ihren Vater fünf Jahre lang nicht gesehen hatte. Bei solchen Szenen rollen mir fast Tränen über die Wangen. Saga ist und bleibt der beste SciFi-Comic – auch noch nach vierzig Ausgaben.

 

Mooncop (US)
von Tom Gauld
Drawn & Quarterly

Jedes Jahr, in dem ein neuer Comic von Tom Gauld erscheint, ist ein gutes Jahr. Musste ich mich früher mit Minicomics in kleinen Briefumschlägen begnügen, haben Comickritiker und -verlage den Schotten mittlerweile entdeckt. Nach Goliath und You Are All Just Jealous Of My Jetpack erscheint mit Mooncop seine neueste Erzählung. Wie der Titel verrät, handelt die Geschichte von einem Mondpolizisten, einem Polizisten auf dem Mond. Dem einzigen Polizisten auf dem Mond. Er fährt mit seinem Streifenwagen über die karge Landschaft, isst Donuts und fängt streunende Hunde ein. Gaulds Comic ist ein neorealistisches Meisterwerk. Die Oberfläche, wie die des Mondes, ist einfach strukturiert: hier mal ein Haus, da mal ein Krater. Alles recht überschaubar, für einen Cop auf dem Mond. Unter der Oberfläche jedoch brodeln die Emotionen: Einsamkeit, Sehnsucht, Sinnsuche. Doch Gaulds Figuren sind keine extrovertierten Selbstdarsteller. Sie brechen nicht aus, sondern lernen mit ihren Gefühlen umzugehen und mit ihrer Trauer zu leben. Und dafür werden sie am Ende belohnt – ebenso wie der Leser.

 

I am a Hero
von Kengo Hanazawa
Carlsen Manga, bisher 17 Bände

Im Duden findet sich unter dem Begriff „Held“ folgende Beschreibung: eine Person, die kühne Taten vollbringt und die für ihre Unerschrockenheit und Tapferkeit von Anderen bewundert wird. Hiro mag zwar so ähnlich wie das englische Wort hero klingen, doch der Protagonist in Kengo Hanazawas Manga I am a Hero benimmt sich nicht heldenhaft. Niemand blickt zu ihm auf. Denn wenn er sich selbst als Held bezeichnet, kauert er dabei auf dem Boden. Man muss hinunter schauen, um ihn zu sehen. Wenn Hiro nicht auf dem Boden kauert, flüchtet er vor der drohenden Zombie-Apokalypse. Ein Biss reicht aus und Hiro wird selbst zum Zombie. Also läuft Hiro davon, er rettet seine eigene Haut und sein Gewehr. Warum ist I am a Hero ein großartiger Comic? Weil Hanazawas naiver Antiheld einer von uns ist, ein Mensch. Bestes Beispiel für diese Behauptung ist das Verhältnis zwischen Hiro und seiner Freundin Tekko. Es ist kompliziert in ihrer Beziehung: Entschuldigungen bleiben unausgesprochen, Liebesbekundungen werden verweigert. Als Hiro endlich all seinen Mut zusammennimmt, um ihr seine Liebe zu gestehen, ist sie bereits ein Zombie. Das perfide an I am a Hero: Die Beziehung dauert trotzdem an. Mehrere Kapitel sind Hiro und Tekko in einem perversen Liebeskampf verschränkt – zwischen ihnen nur die Wohnungstür. Während er versucht, mit ihr zu reden, versucht sie, sein Hirn zu fressen. Es ist nicht nur ein Kampf zwischen den beiden, Tekko kämpft auch um ihren letzten Rest Menschlichkeit. Bevor sie ihre Zähne in Hiros Arm versenken kann und ihn zum Zombie macht, beißt sie sich lieber selbst all ihre Zähne an der eigenen Wohnungstür aus. So viel Liebe hat 2016 kein anderer Comic bewiesen.

 

Dead Dead Demon’s Dededede Destruction
von Inio Asano
Tokyopop, bisher 3 Bände

Vom besten Comic 2016 erwarte ich mir, dass er mich unterhält, dass er gut gezeichnet ist, und dass er am besten noch aktuelle Themen aufgreift. All das gelingt Inio Asano mit seiner neuen Manga-Serie, und mit Dead Dead Demon’s Dededede Destruction sichert er sich auch gleich noch den besten Titel im Jahr 2016. Während er mit Gute Nacht, Punpun die Reise ins Innere, in die normalperverse Psyche eines Jugendlichen, erfolgreich abgeschlossen hat, stellt er hier die ganz großen Fragen. Aber fangen wir klein an: Kadode und On-Tan sind beste Freundinnen, sie tragen die Uniformen ihrer Highschool und zocken den ganzen Abend Videospiele. Ihr Tokyo ist unser Tokyo. Würde da nicht seit zwei Jahren ein riesengroßes Raumschiff in feinster Independence Day-Manier über der Stadt hängen. Dies ist kein richtiger Science-Fiction-Comic. Der Kampf gegen die Aliens ist zwar Thema, dominiert aber nicht die Story. Im Mittelpunkt stehen Kadode, ihre Freundinnen und deren Wünsche und Hoffnungen. Dräu! Dieses Soundword wird zum Subtext für jedes einzelne Panel. Egal ob es um den Abschluss der Highschool oder den Traumberuf geht. Über jeder Unterhaltung schwebt das Damokles-Schwert – in Form des Ufos. Dabei tut die überdimensionale fliegende Untertasse nichts anderes, als sich langsam von einem Stadtteil zum nächsten zu schieben. Doch ihr Schatten ist überall zu spüren. Und plötzlich könnte Dead Dead Demon’s Dededede Destruction aktueller nicht sein: Das damokles’sche Ufo steht stellvertretend für die drohende Terrorgefahr durch den IS, für die Flüchtlingskrise und für den Klimawandel. Es steht für die Angst vor einer unsicheren Zukunft.
Ganz beiläufig lässt Asano die Krisen im Comic auch auf den Social-Media-Kanälen diskutieren. Hier streiten „schleimige Oktopode“ gegen „hässliche Tintenfische“. Beide Seiten sind sich einig, dass die andere Unrecht hat und gemeinsam verurteilen sie lautstark die passive Einstellung der schweigenden Mehrheit. Der Pseudo-Meinungsaustausch in den gesellschaftlichen Netzwerken ist nur eine Randnotiz, trifft aber voll den Punkt. Fixpunkte in der Geschichte sind aber nicht die da draußen im Internet, sondern die beiden Freundinnen, die mutig wie zwei Löwinnen gegen die Hoffnungslosigkeit ankämpfen. Das passiert sowohl mit breitem Grinsen als auch unterschwellig, mit kleinen Gesten. Die Figuren in Asanos Manga sind Menschen, die, jeder auf seine Weise, auf Schicksalsschläge – wie den Tod einer Schulfreundin – und auf die bedrückende Grundstimmung reagieren. Lange ist es her, dass ein Comiczeichner seine Ode auf die Menschlichkeit so perfekt in Popkultur verpackt hat wie Inio Asano in Dead Dead Demon’s Dededede Destruction.

DIE TOP 5 VON ALEXANDER LACHWITZ

Vorweg muss ich sagen, dass es mir sehr schwer fällt, die Comics in eine Reihenfolge zu bringen. Jeder hat mich auf seine ganz eigene Art begeistert. Aber das Motto ist nun mal „Top 5 – 2016“. Also legen wir los!

Platz 1: Bärenkönig
von Mobidic
Tokyopop

Gute Märchengeschichten sind selten. Bärenkönig ist so eine, auch wenn sie nicht gerade blutleer daherkommt. In ihrer erzählerischen Konsequenz schafft sie es, dem Leser eine packende aber eben nicht romantisierte Lehre über die Beziehung von Mensch und Natur beizubringen und steht damit in Tradition reiferer Erzählungen wie Prinzessin Mononoke oder Courtney Crumrin. Mobidic beweist aber auch graphisches Talent. Die Nuancierung der schattigen Naturlandschaften sowohl in den Tages- wie auch den Nachtszenen ist nahezu einmalig. Dieser Band gehört zu den wenigen Werken, die man sowohl wegen ihres erzählerischen aber auch visuellen Inhalts immer wieder gerne in die Hand nimmt.

 

Platz 2: München 1945
von Sabrina Schmatz
Schwarzer Turm, bisher 2 Bände

Sabrina Schmatz beweist Mut; platziert sie ihre Geschichte um eine sich entwickelnde Liebe zwischen einer Krankenschwester und einem Armeesoldaten doch im vom Krieg zerstörten München. Was Grundstoff für unendlich viele kitschige Heimatfilme und Groschenromanzen ist, nutzt die Münchnerin, um ein zwar immer wieder kurzweiliges, aber sichtbar differenziertes Bild der Geschichte und ihrer Folgen für die Menschen zu zeichnen. Denn so sehr man gerade als Deutscher das Setting schon kennt, die Frage nach dem Umgang mit Verantwortung, Reue und Hoffnung hat nichts von ihrer Relevanz verloren.
Schmatz‘ skizzenhafter Strich schafft es sowohl die tragischen als auch hoffnungsvollen Bilder harmonisch zu verbinden. Zwar sind viele Zutaten altbekannt und auch die Charakterisierung ist alles andere als neu, doch das Zusammenspiel funktioniert. Damit gehört Sabrina Schmatz zu den wenigen Personen, die sowohl das zeichnerische wie auch das erzählerische Handwerk vorbildlich beherrschen. Die zwei bisherigen Bände belohnen jeden, der vor etwas Gefühl nicht zurückschreckt.

 

Platz 3: No Borders
von TeMeL & Michael Barck
Epsilon

Hat man sowas schon gesehen? Dass TeMeL zu den visuell bemerkenswertesten Talenten gehört, belegt ihr zweiter Comicband eindrucksvoll. Hier wird mit Farbkonventionen gebrochen und ein Regenbogenfest abgerissen, dass man eigentlich Einhörner kotzen müsste. Stattdessen ist man schlicht gepackt, von einer gestalterischen Wucht, die den Vergleich mit dem Klassiker Blade Runner nicht scheuen muss, dabei aber eine unübersehbare eigene Handschrift trägt. Hut ab!
No Borders kommt zwar nicht mit der Wut und Vehemenz daher wie TeMeLs Erstling Wohlstand, stellt aber viele wichtige Fragen zum aktuellen Thema Überwachung, Datenschutz und Eigenverantwortung. Das alles verpackt in eine Cyberpunk-Zeitreise-Geschichte, die sich bewusst nicht immer ganz ernst nimmt und mit ihren diversen Seitenhieben keinen Hehl um die Liebe der Autoren zum Geektum macht. Abzüge gibt es leider bei der Konsistenz und inhaltlichen Details. Immer wieder spürt man, wie komplex das Thema ist und würde gerne ein paar mehr Informationen, einen noch etwas breiteren Diskurs oder wenigstens ein paar mehr Ansätze für Antworten haben. Doch trotz dieser Mängel ist No Borders für mich eine der interessantesten Neuerscheinungen 2016. [CG-Interview]

 

Platz 4: VERnarrt 4
von MissBelfry, Babbelfish, Sushi, Yuzumi & Jonathan Williams, fuwishi, Sia, Janosch L. Resch
Eigenverlag

Gleich sieben Geschichten versammelt die neueste Ausgabe der Anthologie. Dem Team gelingt der schmale Grat, sehr viel Varianz bei einer insgesamt sehr hohen zeichnerischen wie erzählerischen Qualität zu präsentieren. Zwar legt die Eröffnungsgeschichte „VERmisst“ die Messlatte für die anderen Beiträge fast schon unverschämt hoch, doch verstecken müssen sich die anderen Beiträge nicht. Fast jeder Geschmack wird hier bedient und die Präsentation ist für eine Eigenverlagsproduktion vorbildlich. Wer sehen will, in welche Richtungen sich Künstler aus der Manga-inspirierten Ecke entwickeln können, sollte sich ein VERnarrt schnappen!

 

Platz 5: Die Ballade der Unendlichkeit
von Genji Otori
Eigenverlag

Zwar ist dieser Comic schon etwas älter, in der aktuellen Heftfassung allerdings erst 2016 auf den Markt gekommen. Diese kleine Neon-Cyberpunk-Story ist so frisch, packend und gleichzeitig locker… wer sagt da noch, die deutsche Comicszene sei spießig?
Die Story fängt rasant und kernig an, ehe sie sich etwas zurücknimmt und etwas schafft, an dem viele Sci-Fi- und erst recht Cyberpunk-Settings scheitern: Die Welt atmet!. Kleine Details in den Texten und den Panels lassen die ozongeschwängerte Luft aus Genji Otoris Szenario regelrecht aus den Seiten herauswabern. Erzählerisch und visuell merkt man hier und da noch ein paar Schwächen an, aber das macht die Zeichnerin an genug anderen Stellen wett. Und bei den extravaganten Choreographien ihrer Actionszenen mag man die eine oder andere Schwäche in der dynamischen Darstellung verzeihen, vor allem, da es meist nur wenige Panels dauert, bis sie sich wieder von ihrer ganz starken Seite zeigt.

DIE TOP 5 SUPERHELDENCOMICS VON STEFAN SVIK

2016 habe ich Massen von Comics gelesen und blieb trotz des Vorsatzes, mehr Independent zu entdecken und die preisgekrönten Insidertipps zu finden, bevor es die Spitzenverteter der Kritikerkaste tun, doch erneut meist beim Mainstream hängen und fühlte mich damit auch nicht unwohl. Hier meine liebsten fünf Superheldencomics aus 2016:

Platz 1: Ms. Marvel
von G. Willow Wilson, Adrian Alphona u.a.
Panini Comics, bisher 4 Bände

Ein junges Mädchen mit Hirn, Humor und einem turbulenten Privatleben ist eifrig bemüht, sein Leben als Unterstufenschülerin und Superheldin zu stemmen. Dass sie Teil der islamischen Gemeinde in New Jersey ist, wird wunderbar nebensächlich behandelt und somit wirkt dieser neue Marvel-Titel rundum gelungen und nicht so anbiedernd und verkrampft wie der neue weibliche Thor. Für mich der bessere Peter Parker des Jahres 2016. Nuff said! [CG-Rezension von Band 1 (2015)]

 

Platz 2: Batman: Dark Knight III 
von Frank Miller, Brian Azzarello, Andy Kubert u.a.
Panini Comics, bisher 5 Hefte

Frank Miller hat gar nicht mehr so viel mit dieser achtteiligen Serie zu tun gehabt und natürlich tragen hier Nostalgie plus der schöne Gimmickeffekt zur Begeisterung bei: Im Comicheft ist ein weiteres Minicomic eingeheftet, das parallel zur Hauptgeschichte um kryptonische Eroberer weitere Kurzgeschichten erzählt. Vorbildliche Papierqualität, wunderbares haptisches Erlebnis und eine spannende, wenn auch wahrlich nicht innovative Geschichte im Stil der ersten beiden Teile von The Dark Knight Returns.

 

Platz 3: Dark Night – Eine wahre Batman-Geschichte
von Paul Dini und Eduardo Risso
Panini Comics

Was nützt es, all diese Heldengeschichten gelesen zu haben, wenn man dann im echten Leben auf zwei üble Verbrecher trifft und doch nur hilfloses Opfer bleibt? Paul Dini verarbeitet ein wahres Erlebnis, das ihm vor über zwei Dekaden passiert ist. Für Comicfans ist dabei besonders spannend, den Auftritten von Harley Quinns realem Vorbild beizuwohnen. Die „echte“ Harley plus Batman, Joker und viele mehr aus dem DC-Universum kommen ebenfalls in dieser Story vor, die beweist, dass eine Graphic Novel nicht dröge und übertrieben nach Kunsthochschule aussehen muss, sondern gekonnt zeigt, wie ernste und humorvolle Szenen eine homogene, spannende Geschichte ergeben. Leider erfüllen Bats und Joker oft nur die Funktion von Engelchen und Teufelchen – es bleibt etwas hinter den Möglichkeiten bzw. Erwartungen zurück.

 

Platz 4: ASH – Austrian Superheroes
von Harald Havas u.a.
Sammelband bei Cross Cult

Einfach Superman landestypisch umdekorieren, mit überzogenem Witz ausstatten und von Top-Zeichnern gekonnt in Szene setzen lassen … fertig ist der schwache Comic Superdupont aus Frankreich. Anders ist es in der wahren Heimat der Croissants und der Kaffeehauskultur: in Österreich. Dort scharte Autor Harald Havas ein Team talentierter heimischer Künstler um sich und zog die Sache mit den Helden von Nebenan konsequent durch: mit richtigen Comicheften, zu denen es sogar Variantcover gab (etwa von Mahler oder Sarah Burrini). Der Ton ist gekonnt austariert zwischen ernsteren und lustigen Momenten. Glaubwürdige, interessante Figuren, wenn auch mit teils bekloppten Namen (Donauweibchen!) mit erkennbarer Leidenschaft von Kennern hergestellt, die noch dazu die Mittel der Neuzeit nutzen (Crowdfunding, Product Placement im Comic, Twitter-Account). Ein wunderbarer Comic, ach was, ein Supercomic!

 

Platz 5: Captain Berlin
von Jörg Buttgereit, Rainer F. Engel u.a.
Weissblech Comics, bisher 6 Hefte

Jörg Buttgereit wollte der DVD seines Films Captain Berlin als Bonus einen Comic beilegen. Der wurde von Weissblech Comics geschaffen und aus dieser Idee entstand eine laufende Serie, in der die Hauptfigur, ähnlich wie Captain America, im Zweiten Weltkrieg geschaffen wird, aber auch bis in die heutige Zeit für das Gute kämpft. Beim deutschen Superman (der wie ein Mix aus Spidey und Clark Kent wirkt) geht es gegen Gegner wie Kim Kong aus Nordkorea oder wie im neuesten Heft gegen den Helden des Proletariats aus der DDR. Amüsant, zeichnerisch über dem Niveau des durchschnittlichen Weissblech-Horrorschocker und unterhaltsam genug, um Levin Kurios Verlag ganz neue Leser zuzuführen.

DIE TOP 5 VON CHRISTIAN MUSCHWECK

Platz 5: Große Freiheit 1 und 2
von Fabian Stoltz, Anja Kasten und Michael Schmid
Selbstverlag

„Manchmal verfluche ich es, realistisch zu zeichnen“, sagte Fabian Stoltz in einem Beitrag für Zeit Online, denn Knubbelnasen gingen leichter zu zeichnen und würden sich auch besser verkaufen. Aber es ist eben auch schön zu sehen, wie Fabian Stoltz trotzig die Fahne hoch hält und macht, was ihm am besten gefällt. Und große Bildkompositionen sind im realistischen Zeichenstil eben nochmal einen Ticken anders als im Knubbelnasen-Stil, der in Deutschland eindeutig dominiert. Mag man sich etwa Scorseses Raging Bull als Comic-Adaption mit Knubbelnasen vorstellen? Oder Dominik Grafs Milieustudien, beispielsweise seinen großartigen Fernsehkrimi Das unsichtbare Mädchen? Und genauso, wie sich Ralf Königs Knubbelnasen nur bedingt in einen Spielfilm übertragen lassen, gehen halt die härteren, realistischen Stoffe nur sehr eingeschränkt im stilisierten, comichaften Stil. Aber die Welt braucht harte, realistische Stoffe – auch im Comic. Und neue Independentcomics brauchen auch Vertriebsformen außerhalb vom WWW. Die ersten zwei Teile des Kiez-Comics Große Freiheit sind jedenfalls gerade durch ihre großformatige Veröffentlichung auf steifem Papier von einer optischen wie haptischen Schönheit, die selten geworden ist. Große Freiheit ist ein Comic, der sich lebendig und authentisch anfühlt.

 

Platz 4: Eternauta
von Hector German Oesterheld und Francisco Solano Lopez
Avant-Verlag

Natürlich geht es darum, zeitgemäße Entwicklungen zu begleiten, trotzdem ist es auch wichtig, die Comic-Archive zu pflegen und Vergangenes wiederzuentdecken. Der Avant-Verlag hat mit Eternauta die Ausgrabung des Jahres gemacht. Eternauta überzeugt erzählerisch unter anderem deswegen, weil Hector Oesterheld einen erzählerischen Minimalismus betreibt, der so überhaupt nicht zeitgemäß ist. Es gibt keine Sub- und Nebenplots, die Story ist immer geradlinig: Was du siehst, ist alles, was du wissen musst. Eternauta ist klar, eindeutig und leicht zu lesen, in der Darstellung aber dennoch detailversessen und präzise – und das nicht nur im technischen Detail sondern auch was menschliche Abgründe angeht. Der Comic ist eine Mischung aus Horror-, SF- und Kriegscomic, die zwar durchaus Retro-Charme besitzt und den Charakter eines Zeitdokuments hat, gleichzeitig aber – auch da es sich nie eindeutig in ein Genre einordnen lässt – erstaunlich frisch wirkt. (Eine ausführlichere Rezension folgt bald.)

 

Platz 3: Der große Schwindel
von Carlos Trillo und Domingo R. Mandrafina
Erko Verlag

„Noir“ ist ein Genre-Begriff, der inflationär verwendet wird und häufig nur den Look eines Comics beschreibt. Handelt es sich um ein Setting wie in Der Malteser Falke, ist es „noir“. Ist es ein Großstadt-Krimi in den 30er Jahren, oder sieht es aus wie Frank Millers Sin City, dann ist es „noir“. Aber mehr als für Gangstermotive und einen bestimmten Stil steht „noir“ für eine bestimmte Atmosphäre und Haltung. Carlos Trillo und Domingo R. Mandrafina ist mit der Erzählung Der große Schwindel, die ebenfalls irgendwann in den 30er oder 40er Jahren angesiedelt ist, die perfekte Noir-Erzählung gelungen. Wie Mickey Rourke damals in Angel Heart wird der Detektiv hier zum Spielball einer Intrige, die ihm bereits von Anfang an entgleitet, obgleich er lange das Gefühl hat, Herr der Lage zu sein. Anders als bei Angel Heart gibt es hier aber keinen Teufel, der die Fäden zieht. Ein übernatürliches Element ist dennoch angedeutet, so dass an der Vergeblichkeit menschlichen Handelns kein Zweifel bleibt. Trotzdem ist das Lesen keine Zumutung. Man gönnt dem Helden auch seine kleinen Siege, und sei es nur eine Nacht mit einer tollen Frau. Der große Schwindel ist eine betörend gezeichnete und sehr stimmungsvoll kolorierte Erzählung.

 

Platz 2: Junker
von Simon Spruyt
Carlsen Verlag

Junker ist eine „State of the Art“-Graphic Novel, die zeigt, wozu die Gattung Comicroman fähig ist, wenn ein Künstler wirklich die erzählerischen und darstellerischen Mittel beherrscht. Eine derart dichte Story mit so wenig Worten bei gleichzeitig reduziertem Strich zu weben, zeugt in der Tat von hoher Kunstfertigkeit. Was nicht bedeutet, dass in Junker nicht viel passiert. Junker zeigt, wie der technische Fortschritt und die gesellschaftliche Entwicklung des 19. Jahrhunderts sich einerseits zwar sehr schön modern anfühlen mögen, aber auch in der Lage sind, eine ganze Generation von jungen Menschen sowie die bestehende Ordnung an sich aufzufressen. Und Simon Spruyt hat das ästhetisch überaus ansprechend gemacht, an den richtigen Stellen reduziert und die Erzählung kunstvoll und wirkungsvoll mit Verfremdungen und Traumsequenzen angereichert. Und wie Anja Friedl-Muschweck in ihrer kurzen Besprechung im Tagesspiegel treffend erwähnt, ist auch die Zauberberg-Atmosphäre betörend. Man muss aber natürlich kein Thomas-Mann-Fan sein und diesen auch nicht kennen, um Junker gut finden zu können.

 

Platz 1: Die Verwerfung
Lukas Kummer
Zwerchfell Verlag

Und noch ein abgeschlossener Comicroman zu einem historischen Thema. In Die Verwerfung ist nichts doppelbödig und es findet sich darin auch keine künstlerische Verfremdung. Aber vielleicht ist das verfremdende Element ja, dass uns Lukas Kummer mit seiner Abbildung des Schreckens des Dreißigjährigen Kriegs vor Augen führt, was heute noch tagtäglich passiert. Einfach, um den Glauben an eine oft kolportierte zielgerichtete Weiterentwicklung der Menschheit mal so richtig schön zu konterkarieren. Das ist wie einst Brechts episches Theater: Dessen Mutter Courage hatte ja ebenfalls den Dreißigjährigen Krieg als Hintergrund. Und auch Kummers Figuren sprechen ja schöne Theaterdialoge – und am Ende werden gezielt die Mechanismen offengelegt, die ein Überleben im Angesicht des Untergangs überhaupt erst ermöglichen. Ein schauriger Comic, aber das Gezeigte fühlt sich unangenehm authentisch an. Damit ist Kummers Comic bereits der zweite bemerkenswerte deutsche Comic ohne Knubbelnasen im vergangenen Jahr*. Vielleicht ist es um den realistischen deutschen Comic ja doch nicht so schlecht bestellt. [CG-Rezension]

*Anm. d. Red.: Dieser Comic erschien bereits 2015, allerdings sehr kurz vor Jahresende.

DIE TOP 5 VON THOMAS KÖGEL

Ancestor (US)
von Malachi Ward und Matt Sheean
Image Comics

Zuerst als Fortsetzungsgeschichte in der höchst empfehlenswerten Anthologie Island erschienen, inzwischen auch als Sammelband erhältlich: Eine verstörend-faszinierende Science-Fiction-Story, in der sich Internet und Social Media zu einem System namens „The Service“ weiterentwickelt haben, das immer um uns herum ist, ohne dass wir dafür Computer oder Smartphones brauchen. Ward und Sheean spinnen aktuelle technische und gesellschaftliche Entwicklungen zu einer interessanten Zukunftsvision weiter. Das allein wäre schon spannend genug, doch der Comic führt uns zum genialen und größenwahnsinnigen Erfinder des Service, der mit der Menschheit noch viel Größeres vorhat. Und im letzten Drittel dreht die Geschichte dann von einem gar nicht so unrealistischen Near-Future-Szenario in surreale Gefilde ab, die an Vorbilder wie Moebius erinnern. In der Kategorie „mindblowing“ definitiv mein Comic des Jahres.

 

Totem
von Nicolas Wouters und Mikael Ross
Avant-Verlag

Das Erwachsenwerden, auf Hochdeutsch „coming of age“ genannt, gehört zu den klassischen Themen des Comics. Gerade in den letzten zehn Jahren, mit dem Wachsen des „Graphic Novel“-Segments, sind viele, vielleicht schon zu viele Geschichten erschienen, die von Jungen und Mädchen erzählen, die der Kindheit entwachsen. Dass dieses Genre aber noch lange nicht tot ist, beweisen Autor Nicolas Wouters und Zeichner Mikael Ross mit einem wuchtigen Comic im LP-Format. Darin begleiten wir den jungen Louis in ein Pfadfinderlager, an dem er nie teilnehmen wollte und das dann auch genauso schrecklich ist, wie er befürchtet hat. Wie Louis zwischen Mobbing, Jungsabenteuer und ersten Pubertätsregungen dann doch einen Weg in Richtung Selbstsicherheit findet, zeigen Ross und Wouters, indem sie sich sehr schön im Grenzbereich zwischen Realität und Phantasie bewegen. Stark gezeichnet und sehr atmosphärisch koloriert (mit Anklängen an Vorbilder wie Larcenet oder Blain), vor allem aber höchst souverän in Sachen Storytelling: Hier wird nie zu viel oder zu wenig erklärt, das Tempo wird stets im richtigen Moment angezogen oder verlangsamt. Der Leser folgt mühelos der Entwicklung von Louis, fühlt und leidet mit ihm. Klingt banal, ist aber eine hohe Kunst, die nicht vielen Comics gelingt.

 

78 Tage auf der Straße des Hasses
von David Füleki
Tokyopop

Es hat ein Weilchen gedauert, bis Anfang 2016 endlich der Abschlussband zu dieser epischen Trilogie erschien. Und wenn man dann alle drei Taschenbücher am Stück liest, muss man zugeben, dass die Story, die sich im Grunde von einem Kampf zum nächsten hangelt, in kleineren Häppchen eigentlich besser funktioniert (ursprünglich erschien sie in 18 einzelnen Heften beim Kleinverlag Delfinium Prints). Trotzdem macht es einen Heidenspaß, die Hauptfiguren Def und Roy zu begleiten, wenn sie sich beim „Lausbuben Battle Royale“ gegen mächtigste Gegner durchsetzen, eine gewaltige Blutspur hinterlassen und dabei den Shonen-Manga und seine Klischees gleichzeitig sowohl feiern als auch dekonstruieren. Mit kleinen, zwischen die Kapitel gestreuten Minicomics liefert Füleki gleich noch einen kleinen Metakommentar zu seinem Werk dazu. Schön, dass es das nun kompakt in einer abgeschlossenen Ausgabe gibt. Wobei, abgeschlossen? Auf der letzten Seite steht dann doch „to be continued …?!!“

 

Röhner
von Max Baitinger
Rotopolpress

Der Protagonist dieses Comics führt ein sehr aufgeräumtes Leben in einer sehr aufgeräumten Wohnung, mit klaren Regeln und Abläufen. Als eines Tages ein ungebetener Gast hereinschneit und sich häuslich einrichtet, muss das zwangsläufig zu Problemen führen. Die kleine Alltagsgeschichte, die Max Baitinger hier erzählt, ist zwar nett, aber eigentlich eher unspektakulär. Großartig ist dafür die Stilistik: extrem reduzierte, minimalistische Bilder, glasklare Formen, eine Art „Ligne claire meets Bauhaus“. Das Sensationelle ist, dass Röhner trotz dieses eher avantgardistischen Ansatzes keineswegs verkopft wirkt, sondern immer sehr zugänglich bleibt. Die Zeichnungen stehen im Dienst der Geschichte und des Erzählens, und Baitinger findet höchst originelle Bilder und Sequenzen dafür. Es macht großen Spaß, sich von diesen visuellen Einfällen überraschen zu lassen. Auch, weil eine gute Portion Humor in Röhner steckt, was man ja auch nicht von allen Comics aus dem Umfeld der Kunsthochschulen sagen kann.

 

Eindringlinge
von Adrian Tomine
Reprodukt

Sechs Kurzgeschichten sammelt dieser Band: melancholische bis tragikomische Kleindramen aus der Gegenwart, deren Figuren ziemlich normale Allerweltspersonen sind. Etwa ein Gärtner, der vollkommen erfolglose Pflanzenskulpturen anbietet, eine Familie, deren stotternde Tochter sich als Stand-Up-Komödiantin versuchen will, oder ein Pärchen, das sich bei den Anonymen Alkoholikern kennenlernt und eine Menge seelische Altlasten mit sich herumschleppt. Tomines Kunst ist das Unspektakuläre: Zwar enthält fast jede seiner Stories einen entscheidenden Einschnitt in das Leben der Protagonisten, doch diese geschehen eher beiläufig. So wie es im echten Leben ja auch kein Scheinwerferlicht und Hans-Zimmer-Musik gibt, wenn was Besonderes passiert. Gerade, weil Gefühle hier nicht überhöht und dramatisiert werden, wirken sie so echt und authentisch. Stilistisch hat Tomine seine eigene, unverkennbare Handschrift vervollkommnet und versteht sie für jede Episode in der passenden Weise zu variieren. So bekommt jede Geschichte ihr ganz eigenes „Look and Feel“, was den Band auch optisch zu einer sehr abwechslungsreichen Lektüre macht.

Flattr this!


Währenddessen … (KW 3)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: Neulich habe ich über einen Jungen gelesen, der enttäuscht war, weil Käpt’n Haddock sich in den Tim und Sruppi-Zeichentrickfilmen nicht „echt“ anhört. Das geht mir ebenso. Selten bis nie decken sich die Filmstimmen mit meinen Erwartungen und wenn ich eine Animationsstimme akzeptieren kann, dann hat das vor allem mit meiner fortschreitenden Abstumpfung zu tun. Heute, beim Lesen der langen Micky Maus-Story im neuen Micky Maus Comics hatte ich das erste Mal seit Ewigkeiten wieder die Idealvorstellung einer Sprecherstimme in meinem geistigen Gehörgang. Kein anderer als Hans-Rainer Müller, bekannt als deutsche Stimme des Bender aus Futurama, wäre die Idealbesetzung für das Schwarze Phantom. Achtet mal auf Gestik, Kopfform und Körperhöhe – die Ähnlichkeit ist da. Und das Phantom ist in der Geschichte „Zauber der Liebe“, die sich im neuen MMC findet, genauso zickig und kratzbürstig wie unser liebster Biegeroboter, wenn auch natürlich alles eine Stufe zahmer zugeht. Schön, dass wieder eine klassische Paul Murry-Geschichte den Weg ins zweimonatig erscheinende Micky Maus Comics gefunden hat.

Daniel: Wer keine Lust auf traurige Geschichten hat, sollte diese Passage besser überspringen und gleich sofort den nachfolgenden Eintrag lesen. Auch von dem Video sei abgeraten, da das Angucken von selbigem schwache Gemüter in Trauer versetzen und seelische Schmerzen zufügen könnte. Wer jedoch seinen ganzen Mut zusammennimmt und sich die neue achtteilige Netflix-Serie Lemony Snicket’s A Series of Unfortunate Events ansieht, wird reichlich belohnt: Die Verfilmung einer Kinderbuchreihe stellt den Spielfilm aus dem Jahr 2005 in den schattigsten Schatten. Die beiden Adaptionen teilen die gleiche Handlung: Nach dem Tod ihrer Eltern werden die drei Baudelaire-Waisen (Violet, Klaus und Sunny) zu ihrem neuen Vormund Count Olaf geschickt. Der hat es aber nur auf das Erbe der Baudelaires abgesehen. Während Jim Carrey den bösen Graf vor allem durch seine körperlichen Verrenkungen und Grimassen zum Leben erweckt, überzeugt die aktuellere Version von Neil Patrick Harris mehr durch sein Schauspiel, seinen Ausdruck, seine Wort- und Witzwahl und sein Timing.

Ich habe bis jetzt noch keines der Kinderbücher gelesen, habe es nach den acht Folgen, die den ersten vier Büchern entsprechen, aber vor. Auch der Spielfilm von 2005 hat versucht, die ersten vier Bücher abzudecken, wirkt aber dabei sehr gepresst. Was aber Netflixs Adaption herausragend macht, ist das Zwischenspiel der unterschiedlichen Erzählebenen. Immer wieder werden die betrüblichen Ereignisse des Plots durch Lemony Snicket selbst – Erzähler, Autor, Alter-Ego des eigentlichen Autors Dan Handler – unterbrochen. Im Jahr 2005 hatte Jude Law das wohl falsch verstanden und sich nur als Erzähler gesehen. Für Netflix-Variante haben sich die Produzenten für hingegen für den Schauspieler und Voice-Actor Patrick Warburton entschieden und ihn als starke eigenständige Figur etabliert. Lemony Snicket’s A Series of Unfortunate Events ist ein spannendes Hin und Her zwischen den Erzählebenen, eine intelligente Abhandlung über Sprache und Aussprache, eine Musterstudie in Sachen Timing – kurz: ein Fest für Augen und Ohren zugleich. Aber lassen wir doch den Erzähler selbst zu Wort kommen. Darf ich bitten, Mr. Warburton?

Niklas: Ich habe seit Beginn des Jahres bereits acht Bücher gelesen. Alle davon waren gut, das ist doch kein schlechter Start. Der erste Roman war ein Krimi im alten Rom, der Zweite drehte sich um die Apokalypse. Der Grund für den Untergang der Gesellschaft? Kein Atomkrieg bombt die Menschheit in die atomare Steinzeit, keine Zombieplage zerstört die Wirtschaft und auch der Krieg der Welten bricht nicht aus. Nein, am Ende ist es menschenfressende Marmelade, die die australische Großstadt Brisbane in die Knie zwingt. Die Zivilisation bricht zusammen und ein Slacker und sein bester Freund versuchen in dieser neuen Welt zu überleben. Der beste Freund ist übrigens ein Survivalist und hat mehrere Schrauben locker. Guter Start, kann nur besser werden.

Jam ist  tatsächlich eine Komödie und geschrieben von Ben Yathzee Croshaw, Autor der Webserie Zero Punctuation und Enwickler des Roguelikes Consuming Shadow, das ich hier bereits vorstellte. Jam ist sein zweites Buch und er nimmt gekonnt die üblichen Tropen des Endzeitgenres (Weltuntergangskulte, Verschwörungen, kompetente Survivalisten) auf’s Korn. Die Ausgangssituation ist absurd und die Überlebenden sind sozialschwache Außenseiter, die nicht an ihren Aufgaben wachsen, sondern irgendwie voran stolpern ohne zu sterben. Niemand macht eine Charakterentwicklung durch oder sieht die Welt aus einer neuen Perspektive. Du wächst nicht an deinen Herausforderungen, scheint Mister Croshaw sagen zu wollen. Wenn du nicht fit zum Überleben bist, gehst du daran zugrunde und mit Menschen, die die Apokalypse genießen, stimmt etwas nicht. Wer ein passiver Mitläufer ist, bleibt ein passiver Mitläufer und vor lauter Angst folgen die Menschen jedem, der ihnen Sicherheit verspricht. Selbst wenn diese so genannten Anführer nie eine solche Machtfülle in der Hand halten sollten. Da hat er wohl Recht. Zum Glück gibt es genug zu lachen, wenn sich zum Beispiel Hipster zu einem Weltuntergangskult zusammenschließen und das Wort ironisch nicht verstehen und daher Menschen auch nicht ironisch töten. Ihr Gegenstück ist ein Konzern, der seine Strukturen zwar beibehält, aber wohl den Herrn der Fliegen als Notfallplan vorsah. Das heißt, dass alle sich anmalen und nun mit Speeren und Bögen gekämpft wird. Außerdem versuchen sie mit riesigen Laufrädern Strom zu erzeugen und Hunde sollen sie antreiben. Das meinen sie auch ohne jede Ironie. Das alles geschieht übrigens im Zeitraum von einer Woche.

In seinen besten Momenten ist Jam ein fieses Buch, das keine Hoffnung für die Menschheit hat und seinen Figuren auch kaum Gelegenheiten gibt sich mitfühlend zu verhalten. Andererseits kann Mister Croshaw dadurch auch zeigen, dass Menschen die auf die Apokalypse warten und sie als eine Chance für ein besseres Leben verstehen, nicht die stabilsten Zeitgenossen sind, vor allem wenn sich die Frage stellt, wer am Ende überleben soll. Jam ist ein guter Start ins Lesejahr. Mal sehen, was 2017 in der echten Welt so bereit hält.

Stefan: Diese Woche habe ich mich redlich bemüht bei Amazon Prime Video die Comicverfilmungen Tank Girl von 1995 und Barbarella von 1968 anzusehen. Auszuhalten waren diese Werke nur im Schnellvorlauf. Das Beste an der Verfilmung des Comics vom späteren Gorillaz-Mitglieds Jamie Hewlett, ist eindeutig der Soundtrack. Wobei diese Masche, angesagte Bands der 1990er wie Courtney Loves Hole und andere damals angesagten Alternative-Musikerinnen zu versammeln, um damit Zuschauer für den Film zu locken beim ebenfalls trashigen „Spawn“, deutlich eindrucksvoller gelang, für den Metallica, Prodigy u.v.m. Songs beisteuerten, die bis heute faszinieren, zumal sie exklusiv für den Soundtrack entstanden. „Tank Girl“ schmückt sich mit einer aufgesetzt wirkenden Punk-Attitüde. Eine Frau, die Bier trinkt und rülpst ist auch nur ein Klischee, aber keine Rebellin. Das Szenario einer dystopischen Welt, in der Wasser der kostbarste Rohstoff ist, ist gar nicht so verkehrt, aber die Ausführung bewegt sich auf der Qualität des Super-Mario-Bros-Films. Eine überwiegend dunkle, traurige Ära für Comicverfilmungen diese 1990er. Natürlich gab es auch Lichtblicke wie Batmans Rückkehr, aber das ist ein anderes Thema. Durch die Auswahl der Lieder, die heute so angestaubt klingen und besonders durch das wiederkehrende Einblenden von Comicbildern im Film ist Tank Girl noch schlechter gealtert als Barbarella.

Barbarella ist so ganz unter dem Staub von damals begraben und in verdiente Vergessenheit geraten. Jane Fonda als, zugegeben äußerst attraktive Heldin, ist sehenswert. Aber diese Kulissen! Flash Gordon trifft auf Schulmädchenreport! Erinnert ein wenig an die kürzlich zurückgezogene Kür der Figur Wonder Woman als Frauenbotschafterin: wer nur Filmszenen kennt, aber die Comics nicht gelesen hat, verkennt diese Frauen als eindimensionale Sexsymbole und tut ihnen damit unrecht. Einfach mal reinschauen und dankbar sein, dass heute im TV Qualitätsserien wie Daredevil und im Kino zwar routinierte, aber eben funktionierende Marvel-Verfilmungen laufen, die sicher auch mit den Jahren an Reiz verlieren, aber die Zuschauer Jahre später nicht fassungslos zurücklassen werden. Zweiter Effekt: die Comics von Tank Girl und Barbarella dürften großen Spaß machen, denn trotz allem funktionieren die Filme als Werbung für die Vorlagen. Schade, dass ihnen bisher keine besseren Vehikel geboten wurden.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Flattr this!

Währenddessen … (KW 4)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Niklas: „Flashman und der Engel des Herrn“ ist der elfte Band der deutschen Gesamtausgabe der Flashman Papers von George MacDonald Fraser. Wer ist Flashman? Offiziell ein hochdekorierter Kriegsheld, aber seine fiktiven Memoiren weisen ihn als Feigling, Lügner, Lüstling und Rassisten aus (wobei der letzte Punkt im Neunzehnten Jahrhundert ja nun keine Seltenheit war). In diesem Band wird er gezwungen, für den Freiheitskämpfer John Brown zu arbeiten, der einen Sklavenaufstand in den Südstaaten anzetteln möchte. Geht das gut? Nein, und Flashman steckt mittendrin.

Die Flashman Papers zeichnen sich durch einen fiesen Sinn für Humor (Flashman hat keine Skrupel nachzutreten, wenn er damit durchkommt) und ihre enorme Recherche aus. Ich weiß, nicht wie viele Bücher der 2008 verstorbene Fraser las, bevor er auch nur einen Satz schrieb, aber der mit Fußnoten versehene Anhang nimmt gut zwanzig Seiten ein. Aber all diese Recherchen machen die Bücher glaubhaft, selbst wenn Flashman eine fiktive Figur ist. Außerdem ist Flashman trotz all seiner Fehler ein unglaublich unterhaltsamer Erzähler, der zynisch seine Umgebung kommentiert, und auch ein guter Beobachter. Natürlich berichtet er aus der Perspektive eines zynischen Misanthrophen, aber seine mangelnde emotionale Bindung zu den Figuren, macht seine Beobachtungen fast schon objektiv, während alle um ihn herum ihren Idealen folgen (und dabei draufgehen). Trotzdem bleibt er ein Mistkerl, aber vielleicht sind deswegen die kleinen Momente, in denen er anderen echte Zuneigung zeigt, so berührend, denn auch er kann scheinbar Gutes tun. Oder es ist nur eine primitive Art von Affenliebe, zu der auch ein Bastard der Welt in der Lage ist, und die Menschen sehen nur das, was sie sehen wollen. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, lasse ich mal offen, die Bücher halte ich aber weiterhin für lesenswert.

Daniel: Ich bin ein nostalgischer Mensch. Ich schwelge gerne in Erinnerungen. Doch woher kommen diese Gefühle? Wie entsteht Nostalgie? Diese Woche habe ich Ready Player One von Ernest Cline gelesen und bin der Antwort auf diese Fragen einen Schritt näher gekommen. Der dystopische Roman lädt ein, in eine Zukunft, in der die Menschheit nur noch in einer virtuellen Welt – namens OASIS – unterwegs ist. Der analoge Gegenpart geht dabei vor die Hunde. In beiden Welten wird Protagonist Wade Watts alias Parzival zum Helden. Weil er auf die Popkultur der 80er Jahre fixiert ist: Comics, TV-Serien, Computer- und Videospiele. Er hat sie alle auswendig gelernt. Aber nicht, weil Wade sich in romantischer Form an diese, seine Zeit zurückerinnert, sondern weil sein Idol, der Übernerd und Erfinder der OASIS James Halliday, diese Dinge verehrte. Der Roman spielt im Jahr 2044; Halliday ist bereits ein alter Mann, der zu Beginn des Romans stirbt. Doch vorher schickt er all seine Fans auf die Jagd nach einem Easter Egg, das er irgendwo in seiner virtuellen Welt versteckt hat. Der 19-jährige Wade ist also versiert in einer Popkultur, deren Zeit er nie selbst miterlebt hat. Dadurch wirkt das Namedropping im Roman absurd. Natürlich haben sowohl der Autor Ernest Cline als auch alle potenziellen Leser diese Kultur miterlebt, doch der Held selbst hat es nicht. Ihm werden die Power Rangers, Pac-Man und alle John Hughes Filme aufgedrückt – als einziger Ausweg aus seinem miserablen Leben. Eine äußerst gruselige Vorstellung von Nostalgie.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

 

Flattr this!

Währenddessen … (KW 6)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Daniel: Letzte Woche musste das Währenddessen leider ausfallen, da ich mich in Nürnberg auf der Spielwarenmesse umgesehen hab. Ich geh da natürlich nur für die Brettspiele hin. Doch kommt man an den anderen elf Hallen kaum vorbei. Eine ist vollgestopft mit Karnevalskostümen, in einer anderen wohnen nur Teddies und der dritten bewegt sich alles ferngesteuert. Wenn man endlich in Halle 10 angekommen ist, riecht man irgendwie nach Plüsch und Plastik. Dort habe ich den ganzen Tag verbracht und mir viele Spiele zeigen lassen, die alle noch nicht erschienen sind. Was ich genau für Spiele angesehen habe, werde ich euch in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Wenn ihr dennoch was von mir lesen wollt, könnt ihr euch dieses große Interview in der SZ kaufen, das ich mit Brettspielerfinder Eric Lang (Game of Thrones-Kartenspiel) geführt habe. Auf welches Spiel ich mich aus Nürnberg am meisten freuen? Das erzählen euch die freundlichen Briten von Shut up and Sit down:

Christian: Derzeit lese ich Upton Sinclairs grandiosen Roman Öl von 1927. Darin geht es um den jungen Bunny, Sohn eines Ölbarons, der zwischen familiären Verpflichtungen und persönlichen Wertvorstellungen hin und hergerissen ist. Sinclair zeichnet anschaulich auf, wie der Ölboom weltweite Verflechtungen nach sich zieht. Sei es der erste Weltkrieg oder die russische Revolution, nichts bleibt ohne Folgen und wird auch für den kleine Arbeitnehmer auf dem Ölfeld spürbar. Auf einmal versteht man wieder den Antagonismus zwischen arm und reich, und auch Entwicklungen, die man heute schnell als Verschwörungstheorien abtut, werden plausibel. Alles in allem eine wertvolle, bereichernde Lektüre, zumal Upton Sinclair ein sympathischer Erzähler ist. Aber Vorsicht, Sinclair kann mit einem Mal auch auf sarkastisch und böse umschalten. Nicht umsonst heißt die Verfilmung des Buchs There will be Blood. Hart, unterhaltsam, aufklärend, außerdem hervorragend übersetzt: Öl ist eine Entdeckung wert.

Nebenbei habe ich zum ersten Mal Charlie Chaplins Modern Times (1936) im Kino gesehen, der den Kapitalismus ebenfalls sehr pointiert aufs Korn nimmt. Neben Sinclairs Roman ist dies damit schon das zweite aus dem frühen Zwanzigsten Jahrhundert stammende Zeitdokument, das auf authentische Weise das Elend der arbeitenden Bevölkerung in den Fokus rückt, nur dass Sinclairs Roman die Reportage, Chaplins Film dagegen die zugehörige Farce ist.

(BTW: Dabei war ich früher nie der große Chaplin-Fan sondern stand eher auf Stan und Ollie. Ganz wie Jesse Cuter und Cassidy in Preacher, die sich in Preacher-Heft 13 einig sind, dass nur Stan und Ollie-Fans auf echte Stories und gute Plots stehen, während bei Chaplin alles der Formel „Style-over-Content“ geopfert wird. Ausgerechnet Preacher, eine sinnfreie Kolportage, wie sie nur in den 90ern rausgehauen werden konnte und die nur funktioniert, weil Steve Dillon einen so einnehmenden Zeichenstil hat. Preacher ist doch 100% style und zero content. Macht nix, Style allein hat auch seinen Wert, aber wer Content will sollte Upton Sinclair lesen – oder Chaplin gucken, der bringt beides, Style und Content. Modern Times war für mich jedenfalls die Wiederentdeckung des Jahres, und das nicht ganz billige Ticket für die Vorführung mit Orchester war jeden Cent wert.)

Verfilmt wurde Sinclairs Roman vor einigen Jahren mit dem Titel „There will be blood“.

 


Daniel
: Du hast Superheldenkräfte? Nee, is klar. Du kannst mit deinen Gedanken die Realität verändern? Warum steckst du deine Arme nicht erstmal durch diese weißen Ärmel, die ich dann hinter deinem Rücken zusammenbinden. Dann bring ich dich in eine gepolsterte Zelle. Dort kannst du dich mit Legion unterhalten, dem Held der neuen gleichnamigen FX-Serie. Der Pilot von Legion ist reichlich abgedreht. Im Marvel-Comic-Universum ist David Haller, Legions richtiger Name, der Sohn von Charles Xavier und Gabrielle Haller. Durch seine gespaltene Persönlichkeit besitzt Legion eine schier unendlich, aber auch unkontrollierbare psychische Kraft, ein gestörtes Abbild seines Vaters. In der neuen Fernsehserie möchte David doch einfach nur aus der Klappse. Alles was er gemacht hat, ist ein bisschen Besteck fliegen zu lassen. Die Serie spielt wie X-Men First Class in den 60ern und der Anfang erinnert an eine poppig bunte Version von Einer flog über das Kuckucksnest. David ist ganz normal und gleichzeitig ist er McMurphy und „Häuptling“ Chief Bromden in einer Person. Zuschauer, die schizophrene Protagonisten gewöhnt sind, überlegen sofort, welche Figur in der Klappse nur ein Aspekt von David ist und was eigentlich real ist. In Legion zeigt Autor und Regisseur Noah Hawley (Fargo, die Serie) auf erfrischende Weise, dass man auch mit wenig Spandex und ohne Alltagsprobleme eine Geschichte über Superhelden erzählen kann. Soundtrack, Choreo und Casting sind grundsolide und machen Lust auf die zweite Folge nächste Woche.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Flattr this!

Währenddessen … (KW 7)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: Die erste Staffel von Fargo war brillant, keine Frage. Die zweite Season ist noch besser. War Season 1 teilweise noch ein bisschen dem Stil des Original Kinofilms verpflichtet, hat Season 2 die Vorlage nun gänzlich abgeschüttelt und ist stilistisch ein ganzes Stück eigenständiger. Die elegante Inszenierung wird noch zusätzlich durch das perfekte 70er Jahre Design veredelt: Autos, Einrichtungen, Frisuren, Kleidung, Soundtrack fangen die Epoche perfekt ein, darüber hinaus gibt es perfekten Einsatz von Split Screen-Optik. Umwerfend aber auch die Farben. Ich habe lange keine so farbenfrohe moderne Serie gesehen. Die Handlung wird zwar durchaus direkt und geradeaus erzählt, aber die Erzählhaltung schlägt mitunter wilde Haken und wechselt mitunter abrupt auf Außenperspektive. Mit einem Mal kommt in Episode 9 beispielsweise eine Stimme aus dem Off, die uns das Gezeigte im Stil einer True Crime-Doku vermittelt. Immer wieder Schräges, Verfremdendes. Fürwahr, wir leben in interessanten Zeiten.

Trotzdem ist das alles 100%iger Film-Noir nach allen Erfordernissen des Genres. Ich zitiere aus dem Buch Filmgenres: Film Noir von Reclam, was darin über die grundliegenden Koordinaten des Genres geschrieben wird: „Die Filme entwerfen ein Universum der Verdammnis, das durchdrungen ist von einer Aura der Vergeblichkeit. Alles Tun – wie auch das Fühlen und Denken – mündet in Katastrophen, in Fehltritte und Niederlagen. Das Vertrauteste wird fremd, das Lichte düster und schwarz. Die schönsten Träume verwandeln sich in Albträume. Und nirgends ein Ausweg. Wobei, das ist als zentrales Moment festzuhalten, im Film Noir unausweichlich der Punkt kommt, an dem das Handeln hineingleitet in kriminelle Zusammenhänge. Das zweite wichtige Moment: Die Noir-Perspektive ist nur im Ansatz der Realität verpflichtet (und von daher auch nicht gebunden an ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Zeit), sondern einzig und allein der Fantasie, die das Konkret-Politische/Soziale eines Landes zu einer bestimmten Zeit in existentielle Befindlichkeiten generalisiert.“ Das trifft bis ins Detail auf Fargo zu. So wie die Serie The Walking Dead der Zombiefim ist, der nie endet, so ist Fargo das gleiche für den Film Noir. Dieser Film Noir, der nie abblendet, darf gerne noch ein paar Staffeln lang weitergehen.

Vom B-Movie zum Präsident: Bruce Campbell spielt Ronald Reagen in „Fargo – Season 2“.

Daniel: Anstatt zu konsumieren, habe ich diese Woche ein bisschen was produziert. Ich war zu Gast bei den Bretterwissern, dem deutschen Spiele-Podcast. Warum haben die drei Hosts, Matthias, Arne und Rene mit mir sprechen wollen? Ich sollte Ihnen erzählen, warum in Zeitungen und auf Online-Portalen nicht mehr so häufig über Gesellschaftsspiele berichtet wird. Das ist nicht ganz leicht zu beantworten. Aber für den an Comics interessierten Leser sei gesagt: Brettspiele teilen mit Comics eine Gemeinsamkeit. Sie werden nicht immer als Kulturgut für voll genommen. Während aber Comics durch die Hintertür der Graphic Novel ihren Weg gefunden haben, steht Gesellschaftsspielen etwas anderes im Weg: die Klassiker. Monopoly, Risiko und Cluedo sind so omnipräsent in den Regalen von Familien vertreten, dass es kompliziert ist, Menschen von etwas neuem im Bereich analoge Unterhaltung zu überzeugen. Warum sollte das bei Zeitungskollegen anders sein? Aber hört selbst, was ich da zwei Stunden vor mich hin gebrabbelt habe: Folge #85 der Bretterwisser.

Warum wird über ein Brettspiel wie Masmorra nicht in der Zeitung berichtet?

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Flattr this!

Währenddessen … (KW 8)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Niklas: Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Prüfung habe ich die gute Laune gleich mit einer deprimierend Lektüre ausgeglichen. Denn der fünfte Teil von The Once and Future King The Book of Merlyn (oder Das Buch Merlin in meiner Ausgabe) gehört zu den galligsten Büchern, die ich je gelesen habe. T.H. Whites König Artus ist alt und verbittert und sein Reich steht kurz davor unterzugehen. Zwar versucht sein Lehrmeister Merlin ihn mit einer Reise in die Vergangenheit wieder aufzubauen, aber dass die Vergangenheit nicht den besten Ruf in Whites Werk hat, habe ich ja schon geschrieben.

Man merkt, dass das Buch in den Kriegsjahren des zweiten Weltkriegs geschrieben wurde, denn eine tiefe Verzweiflung zieht sich durch die ganze Geschichte. Und auch wenn das Buch schon älter ist, spricht es viele Themen an, die immer noch relevant sind. Denn vielleicht, sagt es voller Misanthrophie, ist der Mensch letztendlich nicht mehr als ein dummes Tier, dessen komplette Ausrottung nur eine Frage der Zeit ist. Vielleicht sollten wir einfach Schluss machen, bei all dem Leid, das wir regelmäßig erzeugen. Und doch findet sich auch in Merlin dieser kleine Funke Hoffnung, der auch im King zu finden war. Eventuell kann der Mensch doch irgendwann seine zerstörerische Natur überwinden. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob Das Buch Merlin gelesen werden muss, um die gesamte Serie zu verstehen, da es weitgehend für sich steht und eigentlich nur den Schluss des letzten Bandes verlängert und es ist auch fraglich, ob es emotional genauso wehtut, wenn man nicht die Vorgänger gelesen hat. Trotzdem hat Das Buch Merlin in anderthalb Stunden mehr in mir bewegte, als viele Autoren mit tausend Seiten schaffen.

Daniel: Es passiert schon wieder. Am 21. Mai 2017 kehrt Twin Peaks zurück. 25 Jahren nachdem David Lynch und Mark Frost die Mysteryserie erschaffen haben, kehrt die Serie zurück. Wahrscheinlich wird die Fortsetzung ganz grausam. Denn Twin Peaks wird heute aus den falschen Gründen gehypt: Es ist nicht der Kirschkuchen, nicht der rückwärtssprechende Zwerg und auch nicht Kyle McLachlans Paradevorstellung von Agent Dale Cooper. Sondern weil sie revolutionär in der Art und Weise ist, wie sie episodisch erzählt. Der Großvater der modernen seriellen Erzählung kehrt zurück. Gerade rechtzeitig zum Neustart bei Showtime macht auch Mark Frost noch ein bisschen Geld – mit dem Buch The Secret History of Twin Peaks. Ein klassischer Fall von found footage:

Zusammengesetzt aus angeblichen Originaldokumenten beleuchtet Frost die Historie des kleinen Städtchens und seiner Einwohner. Im Stil von J.J.Abrams Buch S gibt es im Buch zwei Autoren, die die Dokumente aus zwei unterschiedlichen Perspektiven besprechen. Der Archivar, der die Dokumente zusammengestellt hat und ein Agent, der die Arbeit des Archivar bewertet. Die historischen Dokumente sind schön eingeflochten und erzeugen einen atmosphärischen Background zur Serie. So tauchen im Buch unbekannte Briefe der Entdecker Lewis und Clark auf. Auch Verbindungen zwischen Einwohnern von Twin Peaks und dem Attentat auf John F. Kennedy lesen sich stimmig. Doch Frost geht einen Schritt zu weit: mit seinen Hintergründen über einzelnen Personen bricht er mit den essentiellen Leerstellen, von denen die ursprüngliche Serie lebt. Oder wie der fiktive Autor im Buch schreibt: „Mysteries are the stories we tell ourselves to conted with life’s resistance to our longing for answers.“

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Flattr this!

Währenddessen … (KW 9)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: Ich hab mich zu lange mit gewalthaltigen Erwachsenencomics beschäftigt. Inzwischen deprimiert mich das nur noch. Jetzt brauche ich einen schönen Eskapismus als Gegengift. Da kommen mir die 196 Akim-Piccolos, die ich mir vor einigen Jahren einmal auf Halde gekauft habe, gerade recht. Das ist Hansrudi Wäscher aus den 50ern, das heißt, die Plots sind noch nicht ganz so ausgefeilt wie in seinen späteren Arbeiten, aber das tut dem Zauber keinen Abbruch, im Gegenteil. Ich bin überzeugt, dass die stimmungsvollen Titelbilder auch den Wäscher-Skeptiker neugierig machen dürften. Tim Burton haben ein paar Mars Attacks-Sammelbildchen ausgereicht, um seinen besten Film zu machen und ich finde, Wäschers Covers stehen diesen Bildchen in nichts nach. Das macht Kopfkino. Zum Glück hat Steven Spielberg in seiner Jugend Tintin gelesen und nie etwas von Hansrudi Wäscher, sonst hätten wir längst irgendein schlimmes CGI-Machwerk mit animierten Riesenschlangen, Dinosauriern und Affen zu sehen bekommen. Manchmal ist es gut, wenn das Oeuvre eines Küntlers etwas unterm Radar bleibt. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass Wäscher noch etwas bewusster wahrgenommen würde. Aber die Situation ist nicht mehr so kritisch wie noch vor zehn Jahren. Ich glaube nicht, dass Wäscher tatsächlich so schnell vergessen wird.

Daniel: Stellt euch vor, euer bester Kumpel wäre ein Schläfer. Er könnte ein Schläfer sein und weiß es selbst nicht. Dieses Gefühl des Misstrauens herrscht in jeder einzelnen Folge der vier Staffeln Battlestar Galactica (2003), die ich gerade wieder anschaue. Die Menschheit hat die Zylonen erschaffen, intelligente Maschinen, die rebellieren und die letzten überlebenden Menschen durch den Weltraum verfolgen. Waren die sogenannten Toaster im Original dieser Military-Science-Fiction nur Roboter mit einem roten Knight-Rider-Leuchtstreifen statt Augen, haben sie sich im neusten Ableger weiterentwickeln. Sie sehen nicht nur aus wie Menschen, sondern handeln wie Menschen, einige lieben sogar Menschen. Battlestar Galactica stellt das Vertrauen in seinen Partner, Freund und Kollegen in Frage: Ist er ein Zylone? Und wenn ja, dürfen wir ihn behandeln wie einen Menschen? Hat er Rechte? Die Serie stellt die entscheidende Frage: Was macht unsere Menschlichkeit eigentlich aus?

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Flattr this!

Währenddessen … (KW 10)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Niklas: Ich habe die letzten Wochen wieder viel zu viele Rollenspiele gespielt. Vor kurzem habe ich die erste Hälfte von inXile Entertainments Wasteland 2 beendet, für das ich wohl insgesamt 50 Stunden brauchen werde. Das ist schon lang und erfordert eine Menge Sitzfleisch. Zum Glück gibt es auch kürzere Happen wie Torment: Tides of Numenera, das zufälligerweise auch von inXile entwickelt wurde. Zur Beta hatte ich ja schon etwas geschrieben und nach 17 Stunden kann ich sagen: da wäre mehr drin gewesen.

Zunächst das Positive: Das Spiel ist gut, manchmal sogar brillant, geschrieben, die Welt ist kreativ und wird vor allem zum Schluss hin immer abgedrehter und die Begleiter sind liebenswert. Das Regelsystem ist einfach und die Kämpfe bleiben uninteressant, aber die Geschichte steht ja im Vordergrund. Eine Geschichte, die tiefschürfend und philosophisch sein soll, also lassen sich diese kleinen Schönheitsfehler ja verschmerzen oder?

Leider nicht, denn leider fällt Numeneras Handlung schnell ab. Nach diesem sehr starken ersten Drittel, das die Welt vorstellt und die ersten Andeutungen macht, zerfällt das Spiel in mehrere Einzelgeschichten, die nur schwach zusammengehalten werden, während ich in der Haupthandlung von einem Gebiet zum nächsten stolpere. Ich fühle mich mehr wie ein Tourist denn ein Reisender auf der Suche nach der Wahrheit, ich bewundere die Kreativität der Designer bei der Gestaltung des Äußeren, aber ich hätte mir mehr Struktur und Abwechslung (und Spannung) bei der Hauptquest gewünscht. Vor allem da das schöne Ende andeutet, dass hier eine gute Geschichte darauf wartet vollständig erzählt zu werden, wenn nur jemand die Fäden besser zusammengeführt hätte. Aber vielleicht bekommt inXile die Gelegenheit das Spiel noch einmal zu überarbeiten, damit es endlich sein volles Potential entfalten kann. In Zeiten von Directors Cut’s und Enhanced Editions wurden schon größere Wunder vollbracht.

Daniel: Auch ich habe ein Computer-Rollenspiel gespielt. Auch meins heißt Torment: Tides of Numenera. Nur im Gegensatz zu Niklas ist dies meine erste Reise in die Welt von Numenera. Zwar habe ich das Spiel im Jahr 2014 bei Kickstarter gebackt – ohne aber den Early Access mitzubestellen. Deshalb jetzt mein erster Eindruck. Kleine Hintergrundinfo: Ich habe Planescape Torment geliebt und deshalb große Erwartungen an dieses Spiel.

Die Welt von Numenera, für alle Nicht-Rollenspiel-Begeisterten, basiert auch dem Konzept, dass  besondere Gegenstände, Überreste von vergangenen Zivilisationen, die sogenannten Numenera, in dieser Welt auftauchen. So existiert Nano-Technologie neben Magie, Laserwaffen neben Chimären und Mutanten neben Lebewesen, die aussehen wie mathematische Gebilde.

Wie sein Vorgänger überzeugt Torment durch die Storyline und die Dialoge mit den NPCs. Es ist viel mehr ein interaktiver Roman als ein Spiel. Wer nicht aufmerksam liest, der spielt nicht richtig. Richtige Kämpfe habe ich bisher nur im Tutorial miterlebt. Warum sollte ich meinem Charakter überhaupt Waffen kaufen und seine Fertigkeiten in diesem Bereich verbessern. Bleibt mir ein Rätsel. Was mir auch ein Rätsel bleibt, sind fast alle Gegenstände und die Welt. Ich fühle mich wie in einem dadaistischen Bällebad, aus dem ich gerne abgeholt werden möchte. An jeder Ecke kommt etwas Neues. So kann ich mich schlecht auf die Geschichte konzentrieren, da ich nicht weiß, ob das gerade ein Zeitsprung war, oder ob das in dieser Welt ganz normal ist. Aber mal sehen, was die nächsten Stunden bringen.

Wer bin ich und wenn ja, wie viele?

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Flattr this!


Währenddessen … (KW 11)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian – Abt. Dschungelcomics: Akim, Hansrudi Wäschers Dschungelheld kann mit den Tieren reden. Also allen Tieren, den Elefanten ebenso wie den Affen, den Vögeln, den Schlangen und den Maulwürfen. Das ist manchmal poetisch, aber auch ein bisschen kindisch. Manchmal ist es auch ziemlich witzig, beispielsweise, wenn er sich über Piepsgeräusche mit seinen Freunden, den Maulwürfen unterhält. Das erinnert mich dann an Disneys Ein Königreich für ein Lama, in dem Kronk, der geläuterte Schurke, den Pfadfinderkindern die Sprache der Eichhörnchen beibringt: „Meine Nuss ist verschwunden – Squeak squeakin‘, squeak squeakity.“

Sirt, die Schlange, hat einen bösen Plan. (© W. Lehning Verlag, Hansrudi Wäscher)

Pieps piepsity, pieps piepser. Akim und die Maulwürfe.

Trotz aller Kindereien ist die General Samura-Story in den Akim-Streifenheftchen 61 bis 73 aber ziemlich spannend geraten. Ein böser japanischer General will sich an der westlichen Welt für die japanische Niederlage im Zweiten Weltkrieg rächen und schickt aus seiner geheimen Abschussbasis im Urwald eine Atombombe Richtung New York. Akim jedoch schafft es, mit Unterstützung des verantwortlichen Raketenwissenschaftlers die Flugbahn der Rakete umzuprogrammieren, so dass sie zwei Stunden später wieder zum Startpunkt zurückkehrt und so die Anlage des bösen Generals zerstört – und Akim und seine Freunde gleich mit, wenn die sich nicht rechtzeitig aus dem Staub machen. Ein Wettlauf gegen die Zeit und ein Tanz am Abgrund, wie man das eigentlich eher von den Jack Bauer-Stories mit Kiefer Sutherland gewohnt ist, von Wäscher mit einigem Talent für Effekte erzählt. Solche Stories ziehen uns heute noch in den Bann. Wie mag das erst in den 50er-Jahren gewesen sein, als es außer diesen Heftchen nichts Vergleichbares gab?

 

Niklas: Mein Name ist Necholai, ich bin der Gott des Mondes und aus ungeklärten Gründen in der sterblichen Welt gestrandet. Keiner weiß wie sich das ändern lässt, bis mich jemand abmurkst. Außerdem bin ich ein schlechter Kämpfer. Umso schlimmer, da mich scheinar jeder umbringen will. Ich weiß nicht, ob ich meine Göttlichkeit zurückerlangen werde. Warum muss ich blloß-, Oh Gott, ich höre sie! Ich höre das Gackern ihrer Hühner! Die Goblins reiten wieder!

Ich spiele immer noch zu viele Rollenspiele. Es ist schon ärgerlich, dass ich in letzter Zeit so viele gute Sachen auf der Festplatte habe. Serpent in the Staglands habe ich vor Jahren gebacked und jetzt versuche ich es endlich durchzubekommen. Langsam. Dieses Rollenspiel nimmt mich wirklich nicht an die Hand. Tagebucheinträge und Notizen zur Handlung muss ich selber machen, wie Skills und Zauber funktionieren lese ich in der (gut geschriebenen) Anleitung nach. Wer Serpent in the Staglands durchspielen will, muss sich vorbereiten. Und ich liebe es.

Das hat vor allem zwei Gründe: ich liebe es die Handlung eines Spiels zu suchen, das hat schon bei Fallout 2 super funktioniert und an der hochinteressanten Spielwelt. Die Macher haben sich von der Bronzezeit und osteuropäischen Mythen inspirieren lassen und herausgekommen ist eine düstere Low-Fantasy-Welt, in der ich aufpassen muss, nicht von bösen Hexen, Dryaden und den Sklaven von Vampiren zerrissen zu werden. Mein Favorit werden aber immer die auf Hühner reitenden Goblins sein. Leider sind sie aggressive Bastarde, sonst hätte ich so gerne einen von ihn adoptiert. Bewundernswert finde ich auch, dass das Spiel nur von zwei Leuten kreiert wurde. Von seiner Größe her, würde ich sagen, dass es mindestens halb so groß wie Baldurs Gate 2, das ja auch kein kleines Spiel war. Ich kann aber nur wiederholen, wer Serpent in the Staglands spielen will, sollte sich Zeit nehmen, die Mechaniken des Spiels vor dem Start zu lernen. Die Erfahrung lohnt sich auf jeden Fall. Schließlich hat das Spiel Goblins die auf Hühner reiten.

Christian: Nochmal zu Akim. Wenn Akim mit Maulwürfen spricht, piepst er also. Entsprechend brüllt er mit Löwen, zischelt er mit den Schlangen, trompetet mit den Elefanten und zwitschert er mit den Vögeln. Welche Sprache wird aber nun gesprochen, wenn die Tiere sich zum Großen Rat treffen?

Solche Fragen finden sich auch in der Stephen King-Verfilmung Stand by me von Rob Reiner. Da werfen die Kids am Lagerfeuer Fragen auf wie: „Mickey ist eine Maus, Donald ist eine Ente, Pluto ist ein Hund. Was ist dann Goofy?“ und diskutieren darüber, wer stärker ist: Oskar, die Supermaus oder Superman? Die Antwort zur letzten Frage ist allerdings offensichtlich: „Oskar Maus ist ’ne Comicfigur, Superman gibt es in echt. Auf keinen Fall kann ’ne Comicfigur ’nen echten Typen schlagen.“

 

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Flattr this!

Währenddessen … (KW 12)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: Die Simpsons-Comics sind immer wieder für eine Hommage zu haben. Das neue Grampa Simpsons Unglaubliche Abenteuer ist im Stil der Choose your own Adventure-Bücher geschrieben und lässt den Leser selbst entscheiden, in welche Richtung das Abenteuer weitergehen soll. Comics in diesem Stil sind natürlich nichts grundliegend Neues: Die Lustigen Taschenbücher haben uns immer wieder mit solchen Spielereien beglückt, in den 80er-Jahren gab es ein paar Stories um Taran und den Zauberkessel in diesem Stil, Pat Mills hat seinen Slaine in den 80ern mal durch ein derartiges Szenario gejagt und vor ein paar Jahren war es Mike Carey, der eine Unwritten-Episode in diesem Stil schrieb. Eigentlich mag ich Rollenspielbücher ja außerordentlich gerne, aber in Comicform ist es meistens nur oberflächliches Geplänkel. Die Stories, die man sich erspielt, sind zu dünn und fesseln nicht. Aber bei den Simpsons wird das Konzept ironisch verwendet. Im Kontext einer Erzählung um Abe Simpson, der planlos und senil drauflos schwadroniert, ist das Konzept ganz bei sich.

Die Bemerkung, das Buch sein im Choose your own Adventure-Stil, habe ich einer Amazon-Besprechung zu The Unwritten entlehnt. Eigentlich bin ich kein Fan der Choose your own Adventure-Reihe (zu deutsch: Du und dein Abenteuer). Ähnlich wie die Spielbuchreihe mit den 1000 Gefahren (Die Insel der 1000 Gefahren, 1000 Gefahren im Gruselschloss etc.) präsentieren diese Bücher keine geschlossene Welt wie die elaborierten, fesselnden Spielbücher von Joe Dever, Steve Jackson oder Ian Livingstone. Stattdessen verändert sich in diesen Choose Your own Adventure-Books mit jeder Entscheidung das Setting komplett. So kann beispielsweise ein Gruselschloss, je nachdem, welchen Weg man einschlägt, entweder eine Geisterbahn sein, ein Gangsterversteck oder tatsächlich ein Portal zur Hölle. Für den Rollenspielfan ist das definitiv zu infantil. Aber bei diesen Büchern geht es ja auch um was völlig anderes. Sie sollen die Fantasie von Kindern anregen: Wie viele Erzählungen lassen sich aus einer simplen Grundprämisse herausholen? Außer der Tatsache, dass man als Leser hin- und herblättern muss, hat das mit Rollenspielserien wie den Fighting Fantasy Books, der Analanad Saga oder dem Einsamen Wolf keinerlei Gemeinsamkeit und richtet sich an eine völlig andere Zielgruppe.

Daniel: Haltet den Dieb nicht! Lasst ihn ruhig laufen. Denn für läppische 1,99 Euro habe ich ein wirklich unterhaltsames Casual Game für iPhone und iPad bekommen: Card Thief. Ziel des Spiel ist es, als Dieb möglichst ungesehen Schlösser auszurauben. Wie das geht? Auf dem Bildschirm liegt ein Raster aus 9 Karten aus – eine davon ist der Dieb. Nun lassen sich per Mausklick Wege planen. Horizontal, vertikal und diagonal – nur überkreuzen dürfen sich die Wege nicht. Vorbei an den Wachen, nebenbei noch die Fackel gelöscht und den Sack voller Gold abgegriffen. Wichtig ist dabei stets den Schleichwert im Auge zu behalten, denn wenn der unter 1 fällt, kann man von den Wachen gefangen werden. Card Thief ist komplexer als sein Vorgänger Card Crawl (den habe ich vor fast genau zwei Jahren ich an dieser Stelle besprochen). Das Spiel hat eine interessante Lernkurve: Wer so ein bisschen räubern will, kommt schon davon. Aber nur wer die Mechaniken des Spiels richtig versteht, kann zum Meisterdieb werden. Mein größtes Problem: Der Spielstand wird zwischen Smartphone und Tablet nicht abgespeichert. Sprich: Bei mir sind zwei Diebe parallel im Rennen. Die App soll nächsten Monat auch für Android erhältlich sein. Aber Vorsicht, außer den 1,99 Euro stiehlt euch Card Thief einen Haufen Zeit. Link zum Apple Store

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Flattr this!

Währenddessen … (KW 13)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Niklas: Ich zocke jetzt weniger (okay, ein bisschen Enderal hier und da) und lese wieder mehr. In letzter Zeit habe ich zwei Fantasybücher fertigbekommen. Geschrieben in den dunklen Zeiten der Fantastik, als der Mensch noch Schreibmaschinen benutzte, alles pulpiger war und dünne Bücher sich wohl besser verkauften, als die tausend Seiten eines George R.R. Martins. Lasst mich euch erzählen von Black God’s Kiss und Elric of Melnibone and Other Stories.

Elric of Melnibone and Other Stories ist der erste Sammelband einer Gesamtausgabe, die Orion Publishing gemeinsam mit dem Autor, Michael Moorcock, zusammengestellt hat. Die Prämisse ist cool: Der drogensüchtige Albino Elric rennt mit einem seelenfressenden Schwert in einer magischen Welt herum und erlebt Abenteuer. Er bereist fremde Welten und bekämpft die Mächte der Ordnung und des Chaos – und seinen bösen Cousin, der Elric den Thron und die Liebe seines Lebens stehlen möchte. Außerdem tauchen an jeder Ecke Portale in fremde Welten, große Monster und anderes magisches Viehzeug auf. Ich mag diese Art von Fantasy, warum sagt mir dann Elric nicht zu, vor allem da ich einige der Beeinflussten sehr schätze? Alan Moore, Joe Dever und die Herrschaften von Games Workshops fallen mir da ein (GW hat ja auch bei jedem geklaut, also zählen sie vielleicht gar nicht). Es könnte am Format liegen. Das Buch enthält eine Kurzgeschichte, das Skript eines Comics und einen Roman. Der Roman ist das Herzstück und auf 168 Seiten passiert ziemlich viel. Viel zu viel, wenn ihr mich fragt. Elric wehrt eine Invasion ab, vereitelt eine Hofintrige, befreit seine entführte Braut, reist auf eine magische Ebene, findet Freunde, macht sich Feinde, findet noch mehr Freunde, macht sich noch mehr Feinde usw. Keine der Szenen im Roman wird wirklich vertieft, die Charaktere bleiben flach und Moorcock nimmt sich auch nie die Zeit die coolen Ideen, die er hat, auszubauen, aber vielleicht muss ich die Zeit berücksichtigen, in der der Roman entschied. Das waren die 50er und der Autor brauchte dringend Geld. Als Teil der Gegenkultur, wäre es wohl auch uncool gewesen sich Mühe zu geben oder so. Elric war als leichte Kost für 15-Jährige Jungs geschrieben worden und so liest es sich auch. Das daraus eine so einflussreiche Serie werden würde, konnte ja keiner ahnen. Die restlichen (gefühlt hundert) Bücher, werde ich mir trotzdem nicht geben. Wenn ich wieder fünfzehn sein will, lese ich die Einsamer Wolf – Spielbücher von Joe Dever. Die bieten ungefähr dasselbe, bauen aber ihre Handlung und ihre Szenen besser auf und ich kann es dort besser schlucken, dass die Figuren flach sind. Das liegt aber wohl daran, dass ich Einsamer Wolf vor Elric gelesen habe.

Black’s Good Kiss ist eine Kurzgeschichtensammlung der Pulpautorin C.L. Moore, halte ich dagegen für ein vergessenes Juwel. Schon vor Red Sonja kämpfte die rothaarige Jirel of Jory im mittelalterlichen Frankreich gegen cthultoide Monster und böse Feen. Moores Geschichten zeichnen sich vor allem durch eine sehr dichte Atmosphäre aus, bei der ich mehr an cthultoiden Horror denken muss, als bei den Geschichten Lovecrafts. Es hilft aber auch, dass Jirel ein echter Charakter ist. Die meiste Zeit ist sie wütend. Ob dunkler Gott oder böser Magier, wenn sie dich hasst, möchtest du nicht mit ihr im selben Raum stehen. Es steht offen zur Interpretation, ob sie mit ihrer Wut nicht nur ihre Angst überspielen möchte, aber genau das macht sie als Charakter so interessant. Interessant sind auch die Welten in denen Jirel umherirrt: sie muss einer Feenwelt, dunkle Katakomben und eine sprichwörtliche Welt der Dunkelheit erkunden und nichts davon wirkt fehl am Platz. All diese Ebenen sind tödlich und als Leser können wir ihre bizarre Realität akzeptieren, da auch Jirel sie ohne Weiteres akzeptiert. Sie hat schließlich Wichtigeres zu tun. Ein paar Bösewichte warten darauf von ihrer Faust massiert zu werden. Es ist wirklich schade, dass nur sechs Geschichten mit Jirel gibt (eine davon ist ein bizarres Crossover mit einem weiteren Charakter Moores). Ich hätte mir wirklich mehr Abenteuer mit der rothaarigen Kriegerin gewünscht. Wenigstens sind alle Geschichten gut, das kann man nicht von allen Pulphelden behaupten.

Daniel: Cthulhu ist mein Stichwort. In den letzten Wochen habe ich mich mehr mit dem Unerklärlichen beschäftigt. Mit den Welten erschaffen von H.P. Lovecraft. Wie viele Kultisten habe ich aber nicht mit seinen eigenen Werken angefangen, sondern nähre mich an den Verwertungen seiner wirren Monstergeschichten über die Alten – Monster aus der Unterwelt. Ich spiele zwei neue Spiele von Heidelberger und Asmodee: Das ist zum einen die zweite Edition von Villen des Wahnsinns, aber auch das Arkham Horror das Kartenspiel. Beide Spiele versprechen einen Horrorabend zum Lichtdimmen und Gruseln – beide lassen sich auch solo spielen.

Arkham Horror Card Game

Keine Munition für die .45er? Da kann man schon mal verzweifeln.

Zum Kartenspiel kann ich leider noch nicht viel sagen, da meine ersten Ausflüge zu zweit und alleine nicht wirklich funktioniert haben. Das Living Card Game verspricht mit regelmäßigen Erweiterungen eine Deckbau-Mechanik, bei der jeder Ermittler seinen eigenen Charakter baut. Mit dem Basisspiel funktioniert das nicht, da es nur vorgefertigte Decks gibt, die man spielen kann. Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter ins Detail gehen, weil ich zu wenig über das Spiel erfahren konnte.

Villen des Wahnsinns 2te Edition ist da schon viel interessanter. Ein Dungeon-Crawler, bei dem alle Ermittler gegen das Brett und eine App statt gegen einen Spielleiter spielen. Der musste in der ersten Version des Spiels stundenlang alle Pläne korrekt aufbauen, Counter auslegen und Fallen für seine Gegner vorbereiten. Das macht nur alles die kostenlose App. Sie sagt, wie sich die Räume in den Villen aneinanderreihen, sie steuert die Monster und nimmt die Proben ab. Und sie erzeugt die Stimmung – und das funktioniert. Nach Betreten des ersten Hauses beginnt eine gut erzählte Geschichte, der man gerne folgt und die Brettspiele revolutioniert. Bei einer normalen Probe fragt die App z.B. wie viele Erfolge man gewürfelt hat, verrät aber nicht was passiert wäre, wenn weniger oder mehr Würfelergebnisse erfolgreich waren. Wenn die Geschichten gut geschrieben sind – was bei meinem vierstündigen Soloabenteuer nicht der Fall war – dann strahlen die Villen des Wahnsinns in Cthulhus schleimigen Glanz. Richtig gut wird das kooperative Brettspiel sobald der erste Ermittler wahnsinnig geworden ist und ein anderes Ziel oder eine geheime Eigenschaft bekommt, die er den anderen Mitspielern nicht verraten darf: „Du bist ein Feuerteufel und gewinnst nur, wenn am Ende des Spiels mindestens fünf Räume brennen.“ Erklären Sie Ihren Mitspielern mal, warum sie gerade im Wohnzimmer Ihre Fackel haben fallen lassen.

Villen des Wahnsinns

Hinfort, unbemalter Kultist!

Christian: Der Film Maleficent ist die gegen den Strich gebürstete Neufassung des klassischen Disney-Zeichentrickfilms Dornröschen. Gegen den Strich deswegen, weil die Erzählung hier aus dem Blickwinkel der bösen Zauberin (Angelina Jolie) erzählt wird. Nun bin ich kein großer Fan von Angelina Jolie, außerdem bin ich immer skeptisch, wenn die Untaten des Bösen plötzlich durch Prequels relativiert werden. Trotzdem überzeugt Maleficent, und das obwohl die ersten 15 Minuten übelster Elfenkitsch sind. Dass die Hexe Maleficent ursprünglich mal riesige Schwingen hatte (wie die Real-Live Version einer dieser düsteren Elfenfiguren von Schleich), kam mir zunächst sehr seltsam vor. Die Flügel werden ihr aber bald von ihrer einstigen Jugendliebe Stephan geraubt, der sich eher den Menschen als den Elfen zugeneigt sieht. Diesen Verrat und den blutigen Raub der Flügel kann man eigentlich nur freudianisch verstehen. Maleficent ist von diesem Tag an verbittert, denn mit dem unbekümmerten Herumflattern ist es nun vorbei. Sie verflucht Stephans Tochter Aurora, so dass nun die altbekannte Story um die Spindel ihren Lauf nehmen kann. Aber mit der Zeit verliert Maleficent ihre Verbitterung wieder und hegt, zunächst noch auf etwas verschrobene Weise, mütterliche Gefühle für Aurora. Aber ihr Fluch ist leider auch für sie bindend.

Ich kann den Film gar nicht genug loben, denn in dem Film läuft wirklich alles, wie es ein sollte. Die Fantasy ist überbordend, aber nie Selbstzweck. Weitaus mehr als der alte Disney-Film gibt es reichlich Subtext, was Maleficent zu einem ziemlich stimmigen und runden Märchenfilm macht. Auch das Happy End ist stimmig, denn nachdem sich Maleficent mit dem Verlust ihrer Jugend und ihrer Unbekümmertheit arrangiert hat, akzeptiert sie – nach einer langen orientierungslosen Phase – ihre neue Rolle als verantwortliche Hüterin über das durch den Fluch an sie gebundene Kind. Selten war mir nach einem Märchenfilm so warm ums Herz. Paraderolle natürlich auch für Angelina Jolie. Maleficent ist ihr, wie wohl keine Rolle zuvor, auf den Leib geschrieben.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Flattr this!

Währenddessen … (KW 20)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Daniel: Da bin ich wieder. Eigentlich wollte ich euch nach meinem langen Urlaub in Mexiko von Buch zwei und drei der Lev Grossmann Trilogie The Magicians erzählen und wie sich die aktuelle zweite Serienstaffel in das Universum perfekt einfügt. Aber kurz nach meiner Ankunft habe ich American Gods dann gesehen. Die einzige Serie, die ich derzeit uneingeschränkt empfehlen kann. Vorab muss ich erwähnen, dass ich das Buch von Neil Gaiman nie gelesen habe. Und trotzdem haben mich die ersten drei Folgen stark beeindruckt. Warum ist das so? American Gods ist dichter als jede andere Fernsehserie. Mit dicht meine ich nicht mysteriös wie Lost oder Twin Peaks (letztere startete gestern nach 25 Jahren ihr Comeback). Nein, American Gods ist dicht wie ein Roman. Immer wenn ich zehn Minuten gesehen habe, fühle ich den Drang zehn Minuten zurückzuspulen, um noch mal genau zu durchdringen, was ich da gerade gesehen und gehört habe. American Gods fühlt sich so an, wie ich mir Sandman als Fernsehserie wünschen würde: Die Erzählung schüttet mich mit Figuren und diversen Plotsträngen zu. Dies ist keine einfach zu schauende Serie und ich erwarte nicht, dass jede Handlung auserwählt wird. Ich erwarte von guter Literatur und auch von guten Filmen und Serien, dass sie mich fordern, mitzuarbeiten und mich zum Nachdenken anregen. Und ich erwarte, russische Männer mit Bärten und fetten Hämmern aus denen Blut quillt.

Gerne würde ich den Plot der Serie zusammenfassen, aber ich weiß leider noch nicht, worum es geht. Müsste ich nacherzählen, worum es geht, würde ich wohl sagen, dass die alten Götter und Mythenwesen versuchen, in der neuen Welt, in Amerika, zu überleben. Das wird aber nur funktionieren, wenn Menschen weiterhin an sie glauben und sie anbeten. Im Gegensatz zu der Verseriung von Preacher, die sehr plump daherkommt, stört es mich bei American Gods nicht, dass ich ins Ungewisse steuere. Denn während Preacher erst in der zweiten Staffel ein Road Movie wird, findet in American Gods die Heldenreise von Protagonist Shadow Moon bereits zum Auftakt statt. Einen kleinen Hinweis noch: Lasst euch zu Anfang bitte nicht von der ersten Vorgeschichte und ihren mittelmäßigen CGIs abschrecken, die grandiose Prelude zur zweiten Folge macht das alles wieder gut.

Christian: Das neue amerikanische Walt Disney’s Comics and Stories-Paperback von IDW konnte ich unmöglich im Shop liegenlassen, dafür habe ich mich beim Durchblättern zu sehr in die Panels der Story Night of the Living Text verguckt; eine schöne Metaerzählung, in der die gelben Erklärtexte, unter anderem unser geliebtes Meanwhile, ein Eigenleben entwickeln und der Erzählung so einen bestimmten Verlauf aufzwingen. Die Story ist von Andrea „Casty“ Castellan, einem der besten derzeitigen Mauszeichner. Auch in Deutschland ist Casty glücklicherweise kein Unbekannter. In der neuen Maus-Edition mit dem Titel Mickys große Abenteuer findet man seinen epischen Dreiteiler Das ewige Imperium, der alleine die Anschaffung des Taschenbuchs wert ist (deutsche Erstveröffentlichung). Auch das restliche Taschenbuch ist ordentlich bis gut zusammengestellt und schließt mit einer der besten Stories von Romano Scarpa: Micky in der Vierten Dimension. Diese Geschichte kennen wir bereits aus dem Taschenbuch Ein Fall für Micky (Lustiges Taschenbuch Nr. 76), für Fans der klassischen Stories von Romano Scarpa sicher eines der besten Bücher der Reihe.

Eine weitere sehr erfreuliche Disney-Veröffentlichung des letzten Monats war mal wieder das Magazin Micky Maus Comics, denn es enthält die Erstveröffentlichung einer langen Supergoof-Story von Paul Murry: Der seltsame Fall des Doktor Ticktack. Kein Wunder, dass diese Geschichte noch nie in Deutschland gebracht wurde, denn die Art und Weise, wie besagter Doktor Ticktack mit Bomben und Pistolen umgeht, ist tatsächlich ein bisschen roher als sonst. Dramatischer Höhepunkt: Micky wird aus einem fliegenden Flugzeug geworfen und vom zufällig vorbeischwirrenden Supergoof gerettet. Brutal. Tatsächlich ist die Story mit ihren wechselnden Schauplätzen ebenso poetisch wie wendungsreich. Klare Empfehlung.

Nur das Donald Duck Sonderheft bleibt überraschungsarm und ist sich dennoch nicht zu blöde, mal wieder zu betonen, wie unbeliebt Micky Maus im Gegensatz zu Donald Duck ist. Dabei geht’s aber gar nicht um das Donald Duck Sonderheft – was man noch verstehen könnte, darin hatte die Micky Maus noch nie einen Platz. Stattdessen steht mal wieder das Schwestermagazin Magazin Micky Maus Comics zur Diskussion. Folgendes schreibt die Redaktion auf der Leserbriefseite: „Den Micky-Anteil in MMC zu erhöhen, würde vermutlich die recht zahlreichen Micky-Gegner (z.B. besagte Donaldisten) unter den Lesern verärgern.“ Da ist der Redakteur aber gleich mehrfach auf dem Holzweg, denn erstens ist „vermutlich“ keine ordentliche Grundlage für eine grundsätzliche Entscheidung und zweitens sind Donaldisten nur der reinen Lehre von Barks und Fuchs verpflichtet.

Eigentlich sollte Donaldismus doch ein zweckfreies Vergnügen sein. Ich finde es ja auch toll, sich mit vollem Ernst in solche Projekte wie den Donaldismus zu werfen. Wenn aber der Donaldismus dazu missbraucht wird, die Micky Maus aus möglichst vielen Publikationen zu drängeln, dann ist das erstens gar nicht lauter und zweitens nicht im Sinne guter Comics. (Außerdem sollte nicht immer nur auf die hören, die am lautesten schreien.) In der Hoffnung, dass sich hier einmal etwas bewegt, unterzeichne ich mit dem eigens dafür gebildeten Akronym M.A.U.S. (Maximale Ablehnung Unlauteren Snobismus).

Daniel: Eine Empfehlung aus meinem Urlaub möchte ich dennoch an alle weitergeben, die mit ihrem Partner eine Reise machen und ein Tablet besitzen: Nämlich Potion Explosion als App (iOS und Android). Ursprünglich als Brettspiel gestartet, hat es diese Abwandlung von Candy Crush aufs Tablet geschafft. Nicht abschrecken lassen! Bei Potion Explosion gibt es keine In-App-Käufe. Im Spiel versuchen zwei bis vier Nachwuchsmagier verschiedenste Tränke zu brauen. Dazu nehmen sie eine kugelförmige Zutaten aus einer von fünf Reihen. Klickt man eine Kugel an, kommt sie ins eigene Reservoir. Alle anderen Kugel fallen nach und treffen dabei zwei gleiche aufeinander explodieren sie und kommen auch in den Vorrat. Kettenreaktionen erwünscht. Die unterschiedlichen Tränke können, sobald sie gebraut sind, auch gleich eingesetzt werden, um weitere Effekte auszulösen.

Ich habe Potion Explosion nur zu zweit gespielt und bin wahrscheinlich auch zu ungeduldig, um auf zwei oder drei Mitspieler zu warten. Aber für eine lange Busfahrt oder einen Flug ist die Pass-and-Play-Funktion perfekt. Einen Zug machen, Tablet weiterreichen und schmunzeln, wenn der Partner den neuen Punktestand sieht. Das ist vor allem dann lustig, wenn man mit dem Elixir der blinden Liebe dem Nebenmann/frau ein paar aufgesparte Zutaten stibitzt hat.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Flattr this!

Währenddessen … (KW 22)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: Ist das echt schon 25 Jahre her? Damals sagte der Comichändler zu mir, die neue Independent-Reihe Spawn von Image Comics wäre das kommende Riesending – und so habe ich das damals angetestet, auch wenn diese Sorte Superheldencomic nicht meinem üblichen Beuteschema entsprach. Zugegeben, nach 25 Heften habe ich das Abo genervt wieder gekündigt, denn die Story ging nicht wirklich voran und war auch noch unnötig kompliziert erzählt. Die Gastbeiträge von Alan Moore, Frank Miller und Neil Gaiman haben die zähe Story noch mehr gebremst und zerschossen; wirklich originell war lediglich der Beitrag von Dave Sim, alles andere war schaler, jugendfreier Splatter – und das Gedöns über einen Endfight zwischen Himmel und Hölle fand ich auch eher primitiv.

Später wurde Todd McFarlane dann dank seines Streits mit Neil Gaiman und angesichts der Tatsache, dass er auf den Rechten zu Miracleman saß, endgültig zum Feindbild. Aber sind wir mal ehrlich: Miracleman an die Wand gefahren haben letztendlich andere. So richtig böse kann ich dem Toddler wegen dieser alten Geschichte jedenfalls nicht mehr sein. Stattdessen weckt die Director’s Cut-Ausgabe der Nr. 1 von Spawn, die jetzt zum Jubiläum erscheint, durchaus wärmende Gefühle. Mal abgesehen davon, dass McFarlane nicht wirklich einen guten Plot entworfen hat, sind seine Zeichnungen und Layouts eben trotzdem ziemlich geil. Im Jubiläumsheft sind sie schwarzweiß – sieht klasse aus – und Todd bringt zu jeder Seite einen Kommentar, in dem er seinen damaligen Schaffensprozess noch einmal Revue passieren lässt. Das macht wirklich Spaß zu lesen. Und mit einem Mal wird mir klar, dass er eben doch ein großer Künstler ist, der die Optik der 90er maßgeblich geprägt hat. Und auch das durchdachte, abwechslungsreiche und kreative Lettering überzeugt.

Daniel: Durchgespielt! Nach ca. 30 sehr unterhaltsamen Stunden endet nun meine Zeit mit Aloy, der Heldin vom Horizon: Zero Dawn. In einer nicht allzu fernen Zukunft leben Menschen wieder in primitiven Volksstämmen zusammen. Sie jagen in der Wildnis, beten Götter an. Sprich ganz normale Menschen. Die größtenteils unberührte Natur durchstreifen riesige Maschinenwesen. Sie leben so friedlich mit den Menschen zusammen, wie es die Natur eben zulässt. Was aber wenn die Elektrotiger und -alligatoren sich auf einmal komisch verhalten und gezielt Menschen jagen? Das gilt es gemeinsam mit Aloy herauszufinden.

Das Computerspiel Horizon: Zero Dawn hat mich vor allem wegen der Erzählung fasziniert. Wie auch bei Uncharted 4 gelingt es den Spieleentwickler ein spannendes Narrativ aufzubauen. Die Spielfilmelemente finden aber nicht nur in den schönen Cut-Scenes statt, sondern im Spiel selbst. Mittelpunkt der Handlung ist die weibliche Hauptfigur Aloy, die nicht aus Brüsten und Pistolen besteht, wie ihre Kollegin Frau Croft, sondern durch ihre Persönlichkeit heraussticht. Aloy glänzt, vom Spieler gesteuert, durch ihren Humanismus – und dadurch, dass Sie brennende Pfeile auf explosive Container auf den Rücken von Maschinenbüffel abfeuert. Horizon: Zero Dawn ist so gut inszeniert, dass einem weder die Vielzahl an Möglichkeiten in der Open World, noch multiple Sidequests langweilig erscheinen, sondern als Teile eines stimmigen Gesamtpakets zusammengeschnürt wurden.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Flattr this!

Währenddessen … (KW23)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: Letzte Woche noch auf dem Comicfestival in München, diese Woche schon in Frankfurt. Bis hoch nach Bonn zur großen Comicausstellung hat’s leider nicht ganz gereicht, aber das macht nichts, denn mein Aufenthalt in Frankfurt entschädigt das mehr als reichlich. Zum Beispiel mit einer großen Magritte-Ausstellung, die leider nur noch an diesem Wochenende zu sehen war. René Magritte ist mir der liebste Surrealist: Manche Bilder sind einfach unendlich schön, aber auch den theoretischen Unterbau finde ich sehr reizvoll.Scott McCloud hat dessen Bild mit der Aufschrift „Das ist keine Pfeife“ ja in seinem Buch Understanding Comics aufgegriffen und kreativ weiterverarbeitet. Auf völlig andere Art und Weise haben sich dagegen das Autorenduo Peter Milligan und Chris Bachalo von Magritte inspirieren lassen. Deren surreale Serie Shade the changing man, erschienen vor 25 Jahren bei DC, ist eine Comicserie wie keine andere. Zu schade, dass sie etwas in Vergessenheit geraten ist.

Außerdem gibt es in Frankfurt seit letztem Wochenende im Museum für Angewandte Kunst die Ausstellung Kartografie der Träume: Die Kunst des Marc-Antoine Mathieu zu besichtigen. Neben Originalzeichnungen und Drucken gibt es einige schöne Installationen, Projektionen und Sammlerstücke zu sehen. Interessant ist bereits die Einrichtung selbst, die in strengem Schwarzweiß die Grafik von Mathieu perfekt in den real erfahrbaren Raum transportiert. Höhepunkt der Ausstellung sind die Bronzeplastiken des Künstlers, die seine Entwürfe noch einmal in einem völlig neuem Licht zeigen. Bezieht beispielsweise Mathieus Erzählung Richtung in Buchform ihren Reiz vor allem aus dem Umstand, dass er darin mit einem Minimum an Linien verblüffende Szenarien entwirft, so geben die danach entstanden Bronze-Pastiken der Darstellung noch einmal eine völlig andere Wirkung. Einfach umwerfend, wie dieser Künstler mit den Möglichkeiten spielt – und die Ausstellung wird dem in jeder Hinsicht gerecht. Sehr schön ist auch das Begleitprogramm. Einen Link findet man hier.

Niklas: Ich habe seit dem Münchener Comicfestival wieder mehr Comics gelesen. Neben Garth Ennis viel zu langer Serie Preacher (die ich größtenteils nur überflog. Zum Glück wurde er besser) und der unterschätzten Trilogie Berlinoir (der so wenig fehlte, um ein richtiger Klassiker zu werden), habe ich mir noch einmal Multiversity, eine Reise durch DC’s Multiversum, von Grant Morrison und Lost Girls, einen Porno unter anderem mit Wendy aus Peter Pan als Hauptfigur, von Melinda Gebbie und Alan Moore gegeben. Auf dem ersten Blick (und zweiten und dritten) Blick könnten beide Werke verschiedener nicht sein, aber beim genaueren Hinschauen erkennt man schon gewisse Parallellen. Multiversity und Lost Girls singen beide ein Loblied auf die Fantasie. Morrison verteidigt die Fantasie, im Strampelanzug Roboter zu vermöbeln, während Moore sich traut, so manchen schmutzigen Gedanken in Schutz zu nehmen, den viele Menschen wohl mal hatten. Das ist schon mutig und selbst zehn Jahre später muss ich bei vielen Szenen schlucken, da Moore und Gebbie wirklich tief in die Schmuddelkiste greifen und ich es niemanden verübeln kann, wenn er schon nach Wendys ersten Kapitel das Buch wieder aus der Hand legt. Aber es ist so schön gezeichnet. SO SCHÖN! Am Wichtigsten ist aber, dass weder Zeichnerin noch Autor davor zurückschrecken, auch die dunklen Seiten der Erotik zu beleuchten. So harmlos ein Gedanke auch ist, die Person die ihn denkt muss es noch lange nicht sein. Am Ende läuft es immer auf gegenseitigen Respekt hinaus und in einem Buch, in der das erigierte Glied eines Pferdes zu sehen ist, ist das immer noch eine schöne Botschaft, die ich Moore und Gebbie auch abkaufe, da sie nicht nur die Freude am Sex, sondern auch die Folgen aufzeigen, immer einer strengen Bildfolge unterworfen, immer darauf bedacht, jedes Kapitel in acht Seiten zu erzählen. Durch die stete Wiederholung von Formeln und Motiven, wird aus Lost Girls eine anregende Lektüre, bei der ich oft genug vergesse, dass die drei Bücher eigentlich ein Porno sein sollen.

Morrison lässt mich dagegen mal wieder mit einem Schulterzucken zurück. Ich mag das Konzept der Parallellwelten, ich mag die Idee wie Helden und Schurken aus verschiedenen Universen aufeinadertreffen, ich mag, dass ganze Universen bedroht werden und die Helden die Gefahr bekämpfen (vielleicht die einzige Art von Geschichte, in der auch heutige Superhelden wirklich noch Zuhause sein können) und ich mag, welche Welten Morrison mit Multiversity vorstellt, aber die eigentliche Geschichte ist … eine weitere Crisis. Groß, aufgeblasen und am Ende wird mit einem noch größeren Event geworben. Nicht, dass wir das nicht schon hatten, genau wie zahlreiche Seitenhiebe auf Watchmen, zu denen sich Morrison über dreißig Jahre später, im Heft Pax Americana #1 herablässt. Nur, dass diese Seitenhiebe völlig an dem vorbeigehen, worum sich Watchmen wirklich drehte. Egal, wie oft der schottische Autor seine Figuren zum Leser sprechen lässt, am Ende ist Multiversity mehr Schein als Sein, hübsch, aufgebläht und am Ende ein noch größerer Porno als Lost Girls es ist, da die Leser genau das bekommen, was sie erwarten und genauso schnell hat man den Inhalt wieder vergessen. Damit Multiversity mehr wäre, als es ist, müsste Morrison sich trauen, die Bestandteile des Superhelden noch einmal so genau auseinanderzunehmen, wie Moore es einst tat, versuchen tiefer zu graben oder die Geschichte besser zu strukturieren. Tut er nicht und vielleicht gibt es auch nach all den Jahren nichts mehr zu sagen, außer dass Superman gut darin ist Leute zu vermöbeln. Vielleicht ist das die eigentliche Tragik des Superhelden: es gibt nichts Neues, alles wiederholt sich nur und die Helden sind dazu verdammt zyklisch Schlachten auszutragen, die nie enden werden, weder in ihrem Universum noch in einem anderen. Das hätte ich wahrscheinlich viel lieber gelesen, als das aufgesetzte positive Ende, das ein Genre feiert, das sich in all den Jahren mehr durch die Assimilation anderer Genres denn durch echte Fantasie am Leben erhielt.  Hach, es ist schön wieder Comics zu lesen.

Daniel: „Brettspiele? Ich hasse Brettspiele.“ Mit diesen freundlichen Worten reagierte eine junge Kollegin bei der SZ als ich ihr erzählte, dass Brettspiele und Comics meine Hobbys seien. Über Comics sagte sie sonst nichts. An welche Spiele sie dabei denke, wollte ich wissen. „Na Monopoly und Siedler von Catan, aber ganz besonders Risiko. Kann man sich mit Freunden nicht lieber einfach so treffen, was trinken und reden?“ Ja, das kann man. Man kann das aber auch während man neue Spiele spielt, die eben diese Unterhaltung anregen. Spiele wie CLANK!. Bei diesem Deck-Buildung-Spiel versuchen zwei bis vier Diebe den Schatz des Drachen zu klauen, ohne dabei unnötige Geräusche zu machen. Denn macht man zu viel CLANK! wacht der Drache auf und frisst die Diebe. Warum ist dieses Spiel sozialer als eine normale Unterhaltung mit Freunden? Weil man stets guckt, wo im Verliess sich die Konkurrenz befindet. Wer leicht aus dem Verliess mit einem Schatz fliehen kann, lässt vielleicht absichtlich etwas fallen und macht unnötig viel Geräusche: CLANK! Eine solche Dreistigkeit ist das Äquivalent einer fiesen Unterhaltung. Doch bei Brettspielen kann man nachher sagen: „Ist doch alles nur ein Spiel.“

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

 

Flattr this!

Währenddessen … (KW24)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Thomas: Der zweite Film mit den Guardians of the Galaxy macht im Prinzip alles richtig. Man kann ihm wenig vorwerfen. Mich persönlich hat der Film, in dem alles noch einen Tick schräger, lauter, schriller, bunter und knalliger ist als im ersten Teil, irgendwann eher genervt. Außerdem war er mir – wie fast alle modernen Blockbuster – mindestens eine halbe Stunde zu lang. Ein nettes Gegengift ist da die kleine Animationsserie Rocket & Groot, die Marvels Konzernmutter für den hauseigenen TV-Sender Disney XD produzieren ließ. Jede der 12 Folgen dauert gerade mal 90 Sekunden, ist rasant erzählt und sieht erstklassig aus. Die Firma Passion Pictures richtete sich beim Design der Figuren nach den Rocket Raccoon-Comics von Skottie Young und verleiht der Miniserie einen sehr schicken, modernen Look. Viel Tiefgang haben die superkurzen Episoden natürlich nicht, dafür jede Menge Slapstick in der Tradition alter Cartoon-Klassiker. Obendrein gibt es auch noch, ganz wie bei den „großen“ Fernsehserien, einen übergreifenden Handlungsbogen, der sich über alle 12 Folgen zieht. Rocket und sein Kumpel Groot versuchen – nicht immer auf ehrliche Weise – eine stolze Geldsumme einzusammeln, um sich endlich ein neues Raumschiff leisten zu können. Ansehen kann man alle Folgen in einer Playlist auf dem YouTube-Channel von Disney XD (wo man sich leider nicht exakt an die richtige Reihenfolge gehalten hat):

Christian: Werden klassische Comics in ihrer Drittauswertung als Gesamtausgabe eigentlich noch gelesen oder nur noch ins Regal gestellt? Als bei Egmont vor einigen Jahren die Leutnant Blueberry-Gesamtausgabe erschien, wurde noch darauf geachtet, dass Fortsetzungsgeschichten, soweit möglich, in einem Band zusammengefasst wurden. Entsprechend enthält der vierte Band der Reihe, Das eiserne Pferd und die Sioux, vier Alben, obwohl drei Alben die übliche Anzahl ist. Aber auch bei den Zweiteilern hat man auf Geschlossenheit geachtet und entweder zwei aufeinanderfolgende Stories mit je zwei Teilen in einen dicken Band zusammengetan (Gesamtausgabe Nr. 13: Terror an der Grenze), oder aber als isolierten Zweiteiler in einem dünneren Band mit erweitertem Bonusteil veröffentlicht (Gesamtausgabe Nr. 6: Prosit Luckner und die vergessenen Goldmine, Gesamtausgabe Nr. 14: Der Dreckige Krieg). Es ist ganz deutlich: Die Story steht im Vordergrund und sollte möglichst in einem Rutsch lesbar sein.

Damals, 1978, ging es noch mehr um den Inhalt als um die Form.

In der Nachdruckreihe mit den Abenteuern um Michel Tanguy und Ernest Laverdure wurde mit dieser Veröffentlichungspraxis gebrochen. Von nun ab wurden fast ausschließlich drei Bände zwischen zwei Buchdeckel gepresst. Das hatte ab der Hälfte der Reihe zur Folge, dass sich immer eine vollständige und eine halbe Story in einem Band versammelten. Wäre das noch vertretbar gewesen, ergibt sich bei den letzten beiden Bänden mit Stories von Jean-Michel Charlier die ungünstige Konstellation, dass die dreiteilige Story Abschied von der Mirage, die als Dreiteiler wunderbar ein dickes Buch gebildet hätte, auch zerstückelt wurde. So finden sich in Gesamtausgabe 8 die Episoden 2 und 3 der Mirage-Geschichte, aber auch der Auftakt der Geschichte Der Spion der vom Himmel kam. Richtig unglücklich wird das durch den Umstand, dass in Gesamtausgabe 9 nicht etwa der Abschluss der Spion-Story kommt, denn die kann aus rechtlichen Gründen derzeit nicht nachgedruckt werden. Stattdessen bringt man im letzten Band neue Abenteuer eines neuen Autorenteams. Das nenne ich eine etwas an die Wand gefahrene Veröffentlichung. Es wirkt zumindest lieblos zusammengedruckt – auch wenn das Zusatzmaterial durchaus über jeden Zweifel erhaben ist.

Der Verdacht liegt nahe, dass die Gesamtausgabe des Roten Korsaren ähnlich unsensibel zusammengestückelt wurde – aber halt: Es gibt ein paar feine Unterschiede. Zwar handelt es sich auch hier die meiste Zeit um Zweiteiler, die im Drei-Alben-Schema zusammengedruckt sind, und anders als damals bei Blueberry hat man auch den epischen Vierteiler um eine entführte Thronerbin nicht komplett abgedruckt, sondern gemeinerweise nach drei Teilen vorerst abgewürgt. Mehr noch: Der Folgeband beinhaltete auch nicht die Fortsetzung um die Story mit der Gräfin, sondern späteres, von Pellerin gestaltetes Material. Haben wir hier also die gleiche Katastrophe wie bei Michel Tanguy? In Ansätzen ja, aber sie lässt sich besser begründen; denn leider verstarb Victor Hubinon nach der dritten Episode des epischen Vierteilers und sein Nachfolger Jijé brach derart grob mit dem Zeichenstil, dass das letzte Kapitel zusammen mit den anderen Episoden seltsam ausgesehen hätte. Jijé zeichnete danach noch eine weitere Folge, bevor auch er verstarb und den Zeichenstift so weiterreichte an Gaty, was erneut zu einem Stilbruch führte. So beinhaltet die aktuelle achte Ausgabe der Gesamtausgabe um den Roten Korsar nur die beiden von Jijé gezeichneten Geschichten, die eine der Abschluss eines Vierteilers, die andere der Auftakt eines neuen Vierteilers. Viele Fans schreien Zeter und Mordio ob dieser Zusammenstellung, aber es ist die einzige Veröffentlichungsweise, die innerhalb der Bände völlige stilistische Geschlossenheit ermöglicht (außerdem ist das Zusatzmaterial vorbildlich und umfangreich zusammengestellt). Damit ist gleichzeitig aber auch der Beweis vollbracht, dass es nur noch darum geht, die Künstler möglichst ohne stilistische Verwerfungen präsentieren zu können. Dass die Stories zerstückelt werden, ist dem klar untergeordnet.

„When I Dream“ – Da liegt ein Elf in meinem Bett

Daniel: Ich befinde mich gerade auf der Rückreise von einem Brettspiel-Event. Auf Burg Stahleck präsentierte der Heidelberger Spieleverlag in den vergangenen Jahren seinen Helfern, Händlern und Bloggern neue Prototypen und bald erscheinende Spiele. Seit letztem Jahr gehört der Verlag zur Asmodee Gruppe, das bedeutet für Stahleck, dass neue Gäste den wunderschönen Blick auf den Rhein und auf die Spiele genießen können. Ich habe an zwei Tagen 13 Spiele gespielt. Jetzt habe ich 20-seitige Würfel als Augen. Mein Favorit war „When I Dream“ ist ein wunderschön gestaltetes Spiel, bei dem Spieler ihre Träume erraten müssen. Dazu stülpt sich der erste Träumende eine Maske über die Augen. Die restlichen Mitspieler versuchen ihn mit einem Begriff daran zu erinnern, was er geträumt hat. Das ganze Spiel läuft auf Zeit und je mehr Begriffe der Träumer errät, umso besser für ihn. Doch einige Mitspieler haben Interesse daran ihm seinen Traum zu verderben: Sie haben eine Alptraumkarte gezogen und locken den Träumer auf die falsche Fährte locken. Auf dem Burgevent konnte ich das neue „The Godfather“-Brettspiel und ein paar Runden „This War of Mine“ spielen. Das reicht nicht wirklich aus, viel über die Spiele zu sagen, macht aber Lust auf mehr. Doch jetzt brauche erstmal Ruhe – ohne Würfel, Karten und Karton.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

 

Flattr this!


Währenddessen … (KW 25)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: „Evolution ist ‘ne Bitch!“ nölt Paul in Ralf Königs neuem Wurf, Herbst in der Hose, und meint damit die Tatsache, dass es ab Ende 40 langsam abwärts geht mit dem Sexualtrieb. Dabei hat es die Evolution mit ihm als Vertreter der Gattung Mensch ja durchaus noch gut gemeint. Im Buch Sex – Motor der Evolution, das 2012 als Begleitband zu einer Ausstellung im Stuttgarter Naturkundemuseum erschien, finden sich weit düsterere Szenarien, beispielsweise das Paarungsverhalten der Plattwürmer. Diese Zwitterwesen streiten sich vor dem Paarungsakt darum, wer das Männchen sein darf, indem sie das mit ihren Penissen ausfechten. Wer den ersten Treffer setzt und die Körperwand des anderen durchstößt, darf das Männchen sein, der Verlierer ist das Weibchen.

Wem das noch nicht zu arg ist – bei manchen Plattwurmarten geht es schlimmer zu: Das zukünftige Männchen ätzt mit seinem aggressiven Sperma große Löcher in sein Gegenüber, so dass dem nichts anderes übrigbleibt, als die Mutterrolle zu akzeptieren. Klingt wie eines von Paul Niemösers Science Fiction-Szenarien, ist aber wahr.

 

 

Daniel: Danke, Christian. Ich würde zu deinem sehr informativen Text kommentarlos dieses Bild inklusive Bildunterschrift hinzufügen. Quelle: CNET

Daniel: „Diese Frage war eigentlich für einen anderen Interviewpartner gedacht, aber jetzt stelle ich sie dir.“ An Interviews erkennt man, ob jemand schreiben kann oder nur eine Tastatur bedient. Basierend auf der Lektüre von Cometbus Nummer 57 muss ich Herausgeber Aaron Elliott leider der letzteren Kategorie zuordnen. Sein Zine mag zwar Punk sein, doch sollte man seinem Gegenüber im Interview trotzdem den nötigen Respekt zollen. Für die neuste Ausgabe von Cometbus hat sich Elliott mit verschiedenen Comicschaffenden aus New York unterhalten: „Gary Panter, Julia Wertz, Ben Katchor, Adrian Tomine, and Gabrielle Bell, but also comics scholars, publishers, shopkeepers, and librarians. Featuring beautiful illustrations by March artist Nate Powell and an unusual Al Jaffee interview that ties it all together in the end.“ Die Zeichnung von Nate Powell funktionieren in der Tat als schöne Einleitungen für die Gespräche, aber sein Interview mit Al Jaffee als „ties it all together“ zu bezeichnen, ist eine Frechheit.

Aus diesem Interview stammt der einleitende Satz. Elliott alias Cometbus scheint sich nicht ausreichend auf Jaffee (wer kennt seine Faltcomics am Ende der MAD-Hefte nicht?) vorbereitet zu haben. Er verwendet mehrfach Fragen, die er sich anderen Künstler nicht zu stellen traute und präsentiert im Gespräch falsche Informationen über den Künstler. Das Interview strotzt derart vor Respektlosigkeit, dass man sich wundert, warum Jaffee Cometbus nicht einfach zusammengefaltet hat und gegangen ist. Ich möchte gar nicht anfangen, über die mangelnde Nachbearbeitung seiner anderen Interviews zu sprechen. Da nutze ich lieber die Zeit und maile Karen Green an, die im Bändchen vorgestellt wird. Ich kann die Bibliothekarin, die seit 2011 in der Eisner-Award-Jury sitzt, bisher nicht. Vielleicht hat sie ja Lust auf ein Interview.

Frauke: Per Zufall habe ich auf YouTube eine Top Ten gefunden über Filmszenen, die improvisiert waren und trotzdem behalten wurden. Für Kinofans sehr aufschlussreich!

Frauke: Ich bin mir nicht sicher, ob ich das als Tipp weitergeben kann, aber wer auf Grindhouse mit bekloppten Prämissen steht, wird mit Freude hören, dass es das Genre nun tatsächlich ins Fernsehen – beim Sender SyFy – geschafft hat. Hier der Trailer zu Blood Drive:

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

 

Flattr this!

Währenddessen … (KW 28)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Daniel: Dazed and Confused – als Jugendlicher habe ich den Film von Richard Linklater geliebt. Die letzten Tage im Sommer 1976. Amerikanische Kids tragen Schlaghosen, fahren mit coolen Autos durch die Nacht und kiffen. Ich hatte mir den Film immer schöngeredet: Milieu-Studie, historischer Film, nur halt mit Kiffern statt mit gepuderten Perücken und denkwürdigen Schlachten. Nun habe ich mir Linklaters Fortsetzung angesehen: Everybody Wants Some!! Die beiden Ausrufezeichen im Titel hätten mich stutzig machen müssen. Der Film hat keine Problemstellung, kein Climax, keine tiefere Eben. Der Film hat auch nur gerade so eine Handlung: Es sind die 80er Jahre. Ein paar Typen spielen College-Baseball und wohnen zusammen in einem Haus. Das ist der ganze Plot. Wäre ich wieder 15 würde ich Everybody Wants Some!! sicher als Milieustudie, als Sittengemälde dieser Zeit deklarieren, doch heute ist das anders. Der Film ist weder übermäßig lustig, wie z.B. Stollers Bad Neighbours, noch regt er zum groß Nachdenken an. Aber wahrscheinlich hat Zoey Deutch alias Beverly im Film Recht: „Die Dinge bedeuten nur so viel, wie wir Ihnen an Bedeutung beimessen.“ Mehr solcher Sätze und aus Linklaters Fortsetzung hätte ein wirklich guter Film werden können.

Thomas: Seit Fleisch ist mein Gemüse bin ich ein treuer Heinz-Strunk-Leser und habe bis jetzt alle seiner Romane gelesen. Die waren von unterschiedlicher Qualität, bis ihm 2016 mit Der goldene Handschuh ein fulminantes Werk gelang, das ihm auch die Anerkennung der Feuilletons brachte, welche ihn bisher wohl eher in der Schublade der Quatschkasper abgelegt hatten. Es scheint fast, als wäre dem Autor diese Umarmung aus den Reihen der E-Kultur unangenehm gewesen: Denn Jürgen, nur ein Jahr nach dem Handschuh erschienen, ist ein klarer Schritt zurück auf das Terrain, das man von Heinz Strunk seit Jahren kennt.

Die Hauptfigur Jürgen Dose ist schon lange im Strunk-Kosmos existent und gleicht den meisten anderen seiner Protagonisten, die mit Ausnahme des Goldenen Handschuhs immer recht nah an Strunks eigener Biografie angelegt waren. Einmal mehr begleiten wir also einen gesellschaftlichen Außenseiter, der alleinstehend in Hamburg-Harburg lebt, sich mit einer schwer kranken Mutter herumplagt, von diversen Krankheiten gepeinigt wird und seine liebe Not mit dem weiblichen Geschlecht hat. Letzteres ist hier das Hauptthema: Jürgen ist gemeinsam mit seinem Freund Bernd seit Jahren erfolglos auf Partnersuche und nimmt nun einen weiteren Anlauf in Form einer „Liebesreise“ nach Polen. Inhaltlich bekommt man hier wenig Überraschendes. Strunk fährt auf Autopilot, recycelt alte Ideen und bemüht sich wenig um Originalität. Man darf also, gerade nach dem so starken Vorgänger, etwas enttäuscht sein. Trotzdem liest sich das Buch unterhaltsam weg; es macht schon Spaß, wie Strunk hier all die Flirt-Ratgeber, Motivationstrainer und Pick-Up-Artists durch den Kakao zieht, die im Buch großflächig zitiert werden. In der geballten Häufung, mit der der hoffnungslose Single Jürgen die Flirttipps und Eroberungsstrategien der selbsternannten Gurus wiedergibt, entlarvt sich deren fragwürdiges Welt- und Frauenbild als schamlose Geschäftemacherei. In seinem Kern ist Jürgen also durchaus gelungene Satire, bewegt sich allerdings zu sehr in der altbekannten Strunk’schen Komfortzone.

Christian: Ich halte es ja immer noch für einen Aprilscherz – aber es ist keiner: Carlsen hat fürs nächste Jahr tatsächlich eine Neuauflage von Clever und Smart angekündigt. Ich gehe mal davon aus, dass die Texte sich sehr unterscheiden werden, aber ob’s tatsächlich lustiger wird? Ich bin jedenfalls gespannt und werde mir das ganz genau ansehen. Lieber wäre mir aber eine Gesamtausgabe von Bonvis Sturmtruppen gewesen, aber vielleicht passen diese italienischen Wehrmachts-Kalauer tatsächlich nicht mehr in die heutige Zeit. Meine Frau hat mal zu mir gesagt, sie ertrage Monty Pythons Das Leben des Brian nicht mehr, denn Witze über Steinigungen finde sie schon seit einiger Zeit nicht mehr lustig.

Sie hat ja recht, und ebenso gibt es bei den Sturmtruppen-Comics natürlich eigentlich gar nichts zu Lachen. Trotzdem habe ich nach langer Zeit mal wieder einige Sturmtruppen-Bücher vom Condor-Verlag gelesen und fand sie tatsächlich ziemlich durchgeknallt und witzig. Manche Pointen sind aber auch verdammt bitter, manchmal auch geschmacklos, denn Bonvi schreckt auch nicht davor zurück, Vergewaltigungen und Massenhinrichtungen anzudeuten. Eine Verharmlosung sehe ich darin jedoch nicht, im Gegenteil wäre die Serie für mich indiskutabel, wenn sie nur aus Soldatenkalauern bestünde und die Verbrechen der Wehrmacht nicht thematisieren würde. Die Sturmtruppen ist sicher nicht für jeden, trotzdem wäre es schade, diesen bissigen Cartoon-Klassiker völlig zu vergessen. Vor allem die frühen Bände sind ziemlich gut.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Flattr this!

Währenddessen … (KW 30)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Daniel: Gestresst von Ego-Shootern und Echtzeitstrategie? Antihero bietet eine Auszeit von hektischen Computerspielen. Im viktorianischen London von Charles Dickens Oliver Twist versuchen zwei rivalisierende Banden, möglichst viel Einfluss zu gewinnen. Dazu bestehlen sie Banken, besetzen Waisenhäuser und bestechen die Kirche. Antihero ist ein Brettspiel auf dem PC- mit allen Vorzügen der digitalen Möglichkeiten. Gegner können sich erst sehen, wenn der Nebel in den Straßen von London zuvor Zug um Zug erkundet wurde. Doch ganz so entspannt ist auch Antihero nicht. Jede Runde lässt sich zwar in Ruhe planen, doch reichen die verfügbaren Aktionen nie aus, um alles zu erledigen, was gerade notwendig wäre. Deshalb gilt es die Strategie des Gegners, Mensch oder Maschine, zu durchschauen – und dabei die eigene nicht zu vernachlässigen. Seinen Charme versprüht Antihero durch die Animationen und das Figurendesign: Sieht der Schläger im Spiel doch aus wie eine Cartoon-Version von Daniel-Day Lewis Charakter aus Gangs of New York.

Christian: Momentan sehe ich mir Staffel für Staffel die Serie The Mentalist an. Die Hauptfigur Patrick Jane ist schön ausgedacht: Jane ist ein ehemaliger Zirkuszauberer und Scharlatan, der Leute durch Suggestion manipulieren kann. Er arbeitet für die Polizei und hilft so beim Aufklären von Fällen. Seine Methode besteht zum Beispiel darin, den Menschen im Umfeld eines Verbrechens haltlose Anschuldigungen an den Kopf zu werfen, am besten vor Zeugen, um die anschließenden Reaktionen zu beobachten. Das führt oft zu überraschenden Ergebnissen, bringt die Handlung voran und ist vor allem sehr unterhaltsam für den Zuschauer. Beliebt macht sich Patrick Jane auf diese Weise nicht überall – aber man kann ja nicht mit der ganzen Welt befreundet sein, nicht wahr?

Der große Über-Plot handelt von der schrecklichen Origin-story des Mentalists: Ein Serienkiller namens Red John hat Janes Ehefrau und seine Tochter umgebracht, ein Ereignis, das ihn erst in die Psychiatrie brachte und später veranlasste, geläutert von der Kleingaunerei seine Karriere als genialer Berater bei der Polizei aufzunehmen. Die Handlung um die Jagd nach Red John wird, wie es sich für eine Serie gehört, in jeder Staffel aufgegriffen und verblüfft mit einigen gut ausgedachten Red Herrings und Cliffhangern. Dass die Auflösung in Staffel 6 nicht ganz so großartig ist wie der Weg dorthin, ist das Los vieler raffinierter Plots, trotzdem hat sich das Ansehen dieser witzigen, unterhaltsamen und oft auch gruseligen Serie bis zur letzten Einstellung gelohnt.

Und jetzt ein obskures Fun Fact: Die Darstellerin der Agentin Grace van Pelt, die zu Patrick Janes Team gehört, heißt Amanda Righetti. Das ist auch der Name einer Figur aus Dario Argentos Film Profondo Rosso von 1975. Amanda Righetti heißt darin die freundliche Volkskundlerin, die das Buch Fantasmi di oggi e leggende nere dell’età moderna verfasst hat. Leider hat sich diese Frau Righetti mit einem sehr gefährlichen Thema beschäftigt und wird deshalb zügig umgebracht – unnötig sadistisch, aber das kennt man ja von Argento, dem Altmeister des gehobenen Schmuddelkinos. Die zufällige Namensgleichheit ist aber schon ein bemerkenswerter Zufall, schöner noch als die Tatsache, dass die Band Judas Priest in den 70ern einen Schlagzeuger namens Alan Moore hatte. Das können doch alles keine Zufälle sein. Bestimmt handelt es sich hier um eine Zauberei vom Mentalist, um von irgendetwas bedeutendem abzulenken. Just think about it.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Flattr this!

Währenddessen … (KW 31)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Thomas: Andreas „aha“ Hartung macht seit Jahren Comics, u.a. als Mastermind des Berliner Fanzines Epidermophytie. Sein aktuelles Projekt ist ein medialer Hybrid, den er als „eine Art musikalische Comicbildershow“ bezeichnet. Es handelt sich um die Adaption von H.P. Lovecrafts Kurzgeschichte „The Colour out of Space“ („Die Farbe aus dem All“) von 1927, umgesetzt als eine serielle Bilderfolge ohne Dialoge, unterlegt mit Musik der Band The Dunwich Orchestra, die eigens für dieses Projekt gegründet wurde. Vor kurzem erschien auf YouTube der zweite Teil der auf insgesamt fünf Episoden angelegten Geschichte. Erzählt wird von einem Bauernhof, auf dessen Grundstück ein Meteorit niedergeht, der unbekanntes Material zurücklässt. Zunächst scheint das sehr positive Folgen für die Fruchtbarkeit der Ländereien zu haben, aber bald stellt sich heraus, dass das fremde Element fatale Folgen für die körperliche und geistige Gesundheit aller hat, die damit in Berührung kommen.

Gerne werden solche Video-Bilderfolgen ja mit allerlei Bewegungseffekten aufgepeppt. Es wird hin und her gezoomt. Perspektiven verändern sich und ständig wackelt irgendwas – das wird dann oft als „motion comic“ bezeichnet, ist aber meist ein halbgarer Kompromiss zwischen Bilderbuch und Animationsfilm. Andreas Hartung gibt seiner Bilderzählung dagegen ganz bewusst ein langsames Tempo, verzichtet auf Spielereien und verlässt sich ganz auf die Wirkung seiner Bilder. Diese sind in Braun- und Grautönen gehalten, die lediglich durch die titelgebende Farbe des fremden Elements, hier eine Mischung aus Magenta und Violett, kontrastiert wird. Die Langsamkeit und die Farbgebung erzeugen eine düster-dräuende, unheilvolle Stimmung, die von dem sehr gelungenen, schwerfällig rockenden Soundtrack des Dunwich Orchestra hervorragend unterstützt wird. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis alle fünf Teile fertig sind – wenn es soweit ist, soll das komplette Werk mit Livemusik aufgeführt werden, außerdem wird es eine Buchausgabe und eine CD geben. Bis dahin kann man die bislang fertiggestellten Episoden auf www.the-colour-out-of-space.com betrachten. Lohnt sich!

Daniel: Schon mal was von dem Begriff „Metroidvania“ gehört? Das ist ein Computerspiel-Genre begründet durch Metroid und Castlevania. Das neue Spiel Sundered  baut auf der gleichen Basis auf. Doch wie will das 2D-Jump’n’Run die Urväter dieses Gerne übertreffen? Die Antwort lautet: durch sein Design. Die handgezeichneten Monster und ihre Bewegungen sind schön anzusehen. Aber nur so lange bis die Horde den kompletten Bildschirm füllt. Dann besteht die Kunst der Spielers darin, der Bedrohung mit Sprüngen, Abrollen und gezielten Schüssen gerade so zu entkommen. Die Handlung des Spiels ist kryptisch. Ein/e einsame/r Wander/in streift durch die Wüste und landet in einem Labyrinth aus Tunnel. Und dann übernimmt schon der Spieler die Steuerung. Fremdländische Stimme erzählen vom Untergang einer Zivilisation.

Die Mini- und Endbosse sind ebenso imposant gezeichnet. Sie zu besiegen ist knifflig. Hier spielt Sundered seine zweite große Stärke aus, seine Puzzlehaftigkeit. Tiefer und tiefer muss die Heldin Eshe in düstere Level hinuntersteigen. Während der grobe Umriss stets gleich beliebt, ordnen sich die Räume in ständig neu an. Ähnlich labyrinthär verhält es sich mit den Fähigkeiten der Heldin. Der Spieler hat die Auswahl, welche neuen Tricks er zuerst lernt. Doch nicht jede neue Eigenschaft hilft im Kampf gegen den nächsten Boss.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Flattr this!

Währenddessen … (KW 33)

$
0
0

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Thomas: Animationsfilme werden in Deutschland ja immer noch fast ausschließlich als Kinder- bzw. Familienfilme wahrgenommen. Was nicht in die Schemata der höchst erfolgreichen Mainstream-Trickfilme passt, hat es an der Kinokasse schwer oder wird erst gar nicht im Kino gezeigt. Es kann daher schon als Glücksfall gelten, dass dem Zeichentrickfilm Die rote Schildkröte (La Tortue Rouge) von Michael Dudok de Wit im Frühjahr zumindest ein kleiner Kinostart in Deutschland vergönnt war. Inzwischen ist auch die Heimkinofassung (DVD, BluRay, Download) des Films auf den Markt, der von der Kritik vielfach gefeiert und mit einigen Preisen ausgezeichnet wurde.

Der Film ist die erste Koproduktion des japanischen Ghibli-Studios mit europäischen Filmemachern. Das passt, denn der typische Vibe, den viele Ghibli-Filme haben, ist auch hier zu spüren: Im Mittelpunkt steht die enge Verbindung von Mensch und Natur. Doch anders als die Filme von Miyazaki und Co., die meist spannende Abenteuergeschichten erzählen, beschränkt sich Dudok de Wit auf einen sehr minimalistischen Plot, der auf die Robinson-Thematik zurückgreift. Ein Mann strandet allein auf einer einsamen Insel, versucht von dort wegzukommen, scheitert und arrangiert sich nach und nach mit den Gegebenheiten. Wichtiger als die Story aber ist hier die Atmosphäre, die der Film erzeugt. Die rote Schildkröte lebt von einer poetischen, fast meditativen Stimmung, die von wunderschön gezeichneten Szenerien geprägt ist und noch dadurch verstärkt wird, dass im ganzen Film kein Wort gesprochen wird. Der Film widerspricht unseren normalen Sehgewohnheiten und mag auf den ersten Blick etwas anstrengend oder auch langweilig wirken. Wenn man sich aber auf ihn einlässt, kann man in ihm schwelgen und versinken wie in einem großen Bildband oder einem musikalischen Epos und bekommt ein angenehm leises Trickfilm-Märchen, das mit dem so banalen Adjektiv „schön“ eigentlich am besten beschrieben ist.

Daniel: The Lobster hat mich umgehauen. Was für ein Erlebnis. Ein bisschen wie ein Wes-Anderson-Film, aber ohne den nervigen Klamauk. The Lobster erzählt die Geschichte eines Mannes (Collin Farrell), dessen Frau Schluss mit ihm gemacht hat. Er muss umziehen, in ein Hotel, bis er sich nach 45 Tagen in einen Hummer verwandelt wird. Denn die Gesellschaft duldet keine Singles. Wem es nicht gelingt, in diesem Zeitraum einen neuen Partner zu finden, wird in ein Tier seiner Wahl verwandelt. Wer flieht, wird von den Hotelgästen mit Betäubungsgewehren gejagt. Für jeden Abschuss dürfen sie einen Tag länger Mensch bleiben. Nun ließe sich der Film schnell als dystopische Analogie auf unsere Gesellschaft lesen. Ja, die böse Gesellschaft. Sie schreibt uns vor, dass wir nur als Pärchen überleben und glücklich sein können. Die Gesellschaft ist Schuld. Nieder mit der Gesellschaft!

Nur gibt Regisseur und Autor Yorgos Lanthimos in The Lobster nicht der Gesellschaft die Schuld. Er gibt niemandem Schuld. Stattdessen lässt er uns zuschauen. Er zeigt uns, wie kühl seine Figuren flirten, wie nüchtern sie Sex haben. Selbst die Liebe wird zu einem simplen Faktum, das auf Ähnlichkeiten basiert. Ihr lispelt beide? Ihr seid wie für einander geschaffen. Wer würde nicht sofort mit dem Lispeln anfangen, um dem Dasein als Pony zu entrinnen? The Lobster ist kein Arthouse-Film, er ist nicht verkünstelt, sondern trägt seine Handlung sehr direkt vor. Der Film ist aber auch keine Komödie. The Lobster ist der ungewöhnlichste Film des vergangenen Jahres ansehen. Er ist schonungslos aber schön. Weil er uns Menschen als hilfslose Wesen präsentiert, die irgendwie versuchen, das große Ganze zu verstehen. Sei es die Liebe oder das Leben.

Christian: Mit der Musik von Hawkwind groß geworden zu sein, gibt einem eine Ahnung von Unendlichkeit. Das liegt einerseits natürlich daran, dass Hawkwind immer wieder versuchen, die Kälte des Weltalls in Musiknoten zu bannen, aber auch daran, dass Dave Brock mit seinen Spacerockern schon da war, als ich noch gar nicht auf der Welt war. Gut, das könnte man über die Rolling Stones auch sagen, aber im Gegensatz zu den Stones sind Hawkwind immer Underground geblieben; das sind immer noch Jungs wie wir. Auch Hawkwind haben einen Promi hervorgebracht, der hieß Lemmy Kilmister, aber den haben sie rausgeworfen, weil sein Speed-Konsum inkompatibel war mit den Soft Drugs seiner psychedelischen Kollegen. (Wenn der eine wach war, schliefen die andern und andersrum – oder so). Hawkwind selbst sind nie richtig groß geworden, und wenn es von ihnen ein bekanntes Stück gibt, dann ist das „Silver Machine“, ein mächtig stumpfer Rumpler, bei dem man sich schon die Frage stellt, was daran besonders sein soll – selbst wenn’s der Lemmy ist, der da den Text runternölt. Aber das Gerumpel war immer nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite waren Großtaten wie „Space is deep“, „The Psychdelic Warlords“, „D-Rider“, „Seven by Seven“ oder „Master of the Universe“ (letzteres vor einiger Zeit mal verwendet in einem Werbespot, weiß nicht mehr für was). Und später, in der Post-Lemmy Ära, als die Musik poppiger wurde, wurden sie fast noch besser mit Liedern wie „High Rise“, „Levitation“, „Who’s gonna win the War“ oder „Motorway City“.

Ich hab nicht schlecht geguckt, als ich kürzlich im Geschäft über die neue Hawkwind stolperte. Kurz rein gehört wurde schnell klar, dass Mastermind Dave Brock immer noch interessant ist (seit einiger Zeit spielt er auch auf dem Theremin). Wie derzeit auch Black Sabbath besinnt man sich auf die Wurzeln und klingt sehr nach der frühen Space-Ära. Das Cover und die Lyrics vermitteln dabei eine Stimmung, die an die frühen Hellblazer-Comics von Jamie Delano erinnert, an damals in den 80ern, als John Constantine mit einer Gruppe Hippies, die keltische Steinkreise und Kraftplätze verehrten, durch die Gegend fuhr. Das ist natürlich furchtbar esoterisch, aber irgendwohin muss die Suche nach „Dem da Draußen“ ja weitergehen. An Raumschiffe mag in der Trump-Ära wohl keiner mehr glauben, und die Reise nach Innen war für die alten Psychedeliker ja schon immer die eigentliche Richtung, oder? Bedenkt man, dass sich die Haltung von Hawkwind in vielen Werken von Jamie Delano wiedergespiegelt wird (Ghost Dancing, Animal Man, Hellblazer), die Gruppe immer ein Hauch von 2000 AD umwehte und Dave Brock schon immer ein Faible für Typen wie J.G. Ballard und Michael Moorcock hatte (letzterer hat mit Hawkwind auch immer wieder zusammengearbeitet), kann man schon sagen, „very british“, diese Typen.

Als Einstieg für Neulinge empfehle ich das großartige Box-Set Epoche „Eclipse: 30 Years of Hawkwind“, danach den Live Mitschnitt „Welcome to the future“, schon weil man darauf die beste Version von „High Rise“ findet. Danach aber muss jeder Astronaut die Reise alleine fortsetzen.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Flattr this!

Viewing all 111 articles
Browse latest View live